Lieblingsblogs vorgestellt: Rentnerblog

Heute will ich einen Blog vorstellen, über den ich vor einigen Jahren eher zufällig gestolpert bin. Dr. Willy Marth schreibt in seinem „Rentnerblog“ über Themen wie unsere Stromversorgung, die Energiewende, die Kernenergie und auch mal über das KIT, wo er ein paar Jahre forschte, als es noch Kernforschungszentrum Karlsruhe hieß.

Die Beiträge sind allesamt kenntnisreich und wohlformuliert, ein echter Lesegenuss. Besonders die Artikel über die Kerntechnik sind exzellent und profitieren vom enormen Hintergrundwissen des Autors.

Ab und an gibt es auch mal einen Beitrag über kulturelle oder geschichtliche Themen, was die Sache schön auflockert. Und dem Bloguntertitel „Blogge über Gott und die Welt“ absolut gerecht wird.

Der Blogautor ist gleichzeitig auch Buchautor. Bisher zwei Bücher gehen auf sein Konto: „Meine Erlebnisse an deutschen Kernreaktoren und Wiederaufarbeitungsanlagen: Lustige und weniger lustige Geschichten eines Insiders“, welches ich mit großer Begeisterung gelesen habe und sein neuestes Werk „Energiewende und Atomausstieg“, das auf meinem Nachttisch auf dem noch-zu-lesen-Stapel liegt. Kurze Leseproben gibt es auf dem Blog.

Die einzige Schwäche des Blogs ist die geringe Postingfrequenz. Aber Qualität ist allemal wichtiger als Quantität.

Bisher in der Reihe „Lieblingsblogs vorgestellt“ veröffentlicht:

Edit: nukeKlaus.de ist jetzt nukeKlaus.net.

Weltuntergang. Heute: Artensterben in Deutschland

Weltuntergang ist immer berichtenswert. Bad News is Good News, nach diesem Motto arbeiten praktisch alle Qualitätsjournalisten. Diesmal hat eine Veröffentlichung des Bundesamtes für Naturschutz – gemäß Behörden-Abküfi kurz BfN genannt – die Basis für diesen wohligen Schauer, der uns beim Lesen der Weltuntergangsnachrichten immer überkommt, gelegt. Das BfN hat den ersten umfassenden Artenschutz-Report vorgelegt. Und SPIEGEL Online, WELT und Focus Online  haben natürlich „berichtet“ – in Anführungszeichen, weil sich die Artikel derart ähneln, dass vermutlich wieder mal geschätzte 98% des Inhalts von dpa abgeschrieben wurde, und die Tiefe der Eigenrecherche nicht mal in einer sehr flachen Pfütze für Grundberührung gesorgt hätte.

Denn Merkwürdigkeiten, denen man mal nachgehen hätte können, gibt es zuhauf. Laut Veröffentlichungen gibt es rund 72000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten in Deutschland. Im Report wurden allerdings nur 32000 Arten auf ihre Gefährdung hin untersucht – warum, bleibt im Dunkeln. Jedenfalls bezieht man vorsichtshalber die Schreckenszahlen fürderhin auf die 32000 und nicht auf die 72000 Arten und kommt damit auf 4% an bereits ausgestorbenen Arten.

4% klingt irgendwie viel. Im Artenschutz-Report kann man nachlesen, dass bisher 11 ausgestorbene Säugetierarten zu beklagen sind. Nein, ausgestorben trifft es nicht ganz, „ausgestorben oder verschollen“ heißt die Kategorie offiziell. Ob es wohl eine Liste gibt, wo man die ausgestorbenen Arten mal im Detail nachlesen kann? Zeit Online hebt sich positiv von SPON und Focus Online ab und verweist auf die Rote Liste des BfN. Von dort aus kann man das umfassende PDF aufrufen oder besser das ZIP runterladen und die CSV-Datei selbst inspizieren. Die Kurzzusammenfassung: bisher als ausgestorben oder verschollen gelten (chronologisch geordnet)

  • Auerochse (seit 1500)
  • Wildpferd (seit 1500)
  • Wisent (seit 1700)
  • Elch (seit 1800)
  • Braunbär (seit 1835)
  • Europäischer Nerz (seit 1930)
  • Ostigel (seit 1945)
  • Langflügelfledermaus (seit 1958)
  • Bayerische Kleinwühlmaus (seit 1962)
  • Großer Tümmler (seit 1970)
  • Europäisches Ziesel (seit 1985)

Damit ist auch klar, warum man die Liste wohl ungern an die große Glocke hängt, zeigt sie doch überhaupt keine Verschärfung der Situation in jüngster Vergangenheit, sondern legt nahe, dass nicht unbedingt menschliche Aktivität zum Aussterben von Arten führt.

Besonders kurios das Aussterben des Ostigels (nicht weniger kurios: die Rechtschreibprüfung in Word kennt das Wort nicht und will es u.a. durch „Rostigen“ oder „Ostgeld“ ersetzen). Das Jahr 1945 als Jahr der letzten Sichtung lässt natürlich sofort den Bullshit-Indikator ansprechen. Und tatsächlich: der Ostigel war schon immer nur in Osteuropa heimisch, heute etwa ab Polen ostwärts. Im heutigen Bundesgebiet hingegen noch nie. Als Deutschland 1945 seine Ostgebiete an Polen abtrat, starb damit auch der Ostigel in Deutschland aus. Kein Scherz. Der Zweite Weltkrieg führte also zum Aussterben des Ostigels in Deutschland. Aber anders, als man auf den ersten Blick glaubt.

Noch eine Anmerkung – es ist völlig unklar, warum die intensive Landwirtschaft als Hauptproblem angesehen wird. Denn „intensiv“ bedeutet ja nichts anderes als „minimaler Flächenverbrauch“. Und letztlich ist doch das Maximieren naturbelassener Flächen der Schlüssel zum erfolgreichen Artenschutz. Wenn man sich überlegt, dass schon über 10% der Agrarfläche in Deutschland für die Energiewende genutzt wird (Biomasse-Anbau), sollte klar sein, wo die wahren Probleme liegen. Auch intensive Waldbewirtschaftung zur Befriedigung der Pellet- und Hackschnitzel-Nachfrage ist ganz sicher kontraproduktiv. Plakativ formuliert: die Energiewende tötet Tiere und Pflanzen.

Aber bis diese Denkverbote in den Qualitätsmedien aufgebrochen werden, das dauert noch ein Weilchen. Immerhin war diesmal nicht hauptsächlich der Klimawandel für die Misere verantwortlich – es gibt also Hoffnung. Obwohl er natürlich in der Berichterstattung als die dunkle Bedrohung der Zukunft immer erwähnt wird.

Die Frage, ob es denn wirklich auch nur ein kleines Problem ist, wenn eine Art in Deutschland ausstirbt, ist damit noch nicht mal angeschnitten – vielleicht ein Thema für einen zukünftigen Artikel.

Was zum G36

Das G36 von Heckler & Koch, das Standardsturmgewehr der Bundeswehr seit 1996, ist derzeit in aller Munde und beherrscht die Titelseiten der Print- und Onlinepresse. Ich habe nun zig Artikel darüber gelesen, und irgendwie schlug fast immer mein Bullshit-Indikator an. Ich bin nun wahrlich maximal interessierter Laie, was Feuerwaffen angeht. Also habe ich ein wenig quergelesen in diversen Zeitungen, Kommentaren zu Artikeln und Blogs.

Exemplarisch sei dieser Artikel auf SPIEGEL Online genannt. Es wird aus einem (geheimen, oder jedenfalls der Öffentlichkeit nicht zugänglichen) Untersuchungsbericht zitiert, wonach nach dem Verschuss von zwei Magazinen (zusammen 60 Schuss, falls das Standardmagazin genutzt wird – aber wurde das genutzt? Das bleibt leider im Dunkeln.) die Treffwahrscheinlichkeit auf 53% sinke.

Man könnte auch sagen: nix genaues weiß man nicht. Vielleicht wurden die 100-Schuss-Trommelmagazine verwendet? 200 Schuss oder 60 Schuss scheint für SPIEGEL Online keinen Unterschied zu machen. Was wurde versucht zu treffen, und auf welche Entfernung? Und in welchem Zeitraum wurde diese Schusszahl abgegeben? Wenn es tatsächlich ein Hitzeproblem gibt, ist das doch eine ganz entscheidende Metrik. Allein: man erfährt nichts darüber. Auch schwere Maschinengewehre, die für Dauerfeuer konzipiert wurden, können bekanntlich überhitzen, deshalb werden üblicherweise Ersatzläufe mitgeführt – sind die deshalb untauglich?

Ähnlich sieht es beim Thema „Vergleichsschießen“ aus. Angeblich wurde ein solches durchgeführt, von der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut. Leider fehlen auch hier alle Details in der Berichterstattung. Wie sah dieses Vergleichsschießen aus? Wieviel Schuss wurden in welchem Zeitraum abgegeben? Welche anderen Gewehre nahmen am Vergleich teil? Wenn die entscheidenden Fakten nicht auf dem Tisch liegen, sollte man das doch in der Berichterstattung auch erwähnen, oder?

Ebenfalls völlig unklar ist, was denn damals bei der Beschaffung des G36 für eine Spezifikation zugrunde gelegt wurde. Letztlich ist jedes Gewehr ein Kompromiss. Leicht soll es sein, preiswert, robust, treffgenau (auch für ungeübte Schützen – sprich Wehrpflichtige), idiotensicher…dass es kein Gewehr gibt, dass alle diese Eigenschaften hat, sollte jedem einleuchten. Man kann ja auch keinen Familien-Van kaufen, der so schnell wie ein Ferrari fährt und unter 10.000 EUR kostet. Und wieso ein Sturmgewehr, dessen Schütze nur einen begrenzten Munitionsvorrat mitführt, in einer Gefechtssituation als MG im Dauerfeuermodus eingesetzt werden soll, bleibt unklar. Inwiefern das G36 seiner Spezifikation genügt, lässt sich wohl daran ablesen, dass die Bundeswehr dem Gewehr die Abnahme erteilt hat (so hoffe ich jedenfalls, weil ich immer noch an einen gewissen Rest an Professionalität hoffe) und auch nach den neuesten Erkenntnissen die Bundeswehr immer noch der Meinung ist, das der Hersteller wohl nicht schadenersatzpflichtig ist. Wobei, da heißt es inzwischen „man prüft“. Erinnert ein wenig an Toll-Collect.

Wie man hört, wurde das G36 für eine Nutzungsdauer von 20-30 Jahren angeschafft. Es ist also in absehbarer Zeit sowieso eine Neuanschaffung fällig. Warum machen Bundeswehr und Verteidigungsministerium hier so ein Fass auf? Es riecht nach gezielter Rufschädigung, oder nach Ablenkung von anderen Merkwürdigkeiten des Beschaffungswesens (man denke an den immer noch nicht ausgelieferten Airbus A400M, oder die legendären Marinehubschrauber, die leider nicht seefest sind). Denn finanziell ist der Schaden doch sehr begrenzt: die bisher beschafften rund 180.000 Gewehre wurden wohl zu einem Stückpreis von rund 600 EUR gekauft, insgesamt also etwa 100 Millionen EUR. Das ist sicher ein Schnäppchen im Gegensatz zu den Kosten bei Eurofighter, Drohnen mit Flugverbot oder dem neuen Schützenpanzer.

Unterm Strich vermute ich, dass die Anforderungen an das G36 sich einfach über die Jahrzehnte gewandelt haben. Im Szenario „Kalter Krieg“ brauchte man eine unkomplizierte, robuste, leichte, preiswerte Waffe. Man rechnete mit einer Gefechtssituation der verbundenen Waffensysteme – für hohe Schussfrequenzen waren hier die echten MGs ausersehen, das Sturmgewehr sollte eher für den gezielten Einzelschuss auf 200-300m Entfernung oder maximal Dreier-Feuerstöße verwendet werden. Was ich inzwischen zu diesen Themen gelesen habe, legt nahe, dass in einem solchen Einsatzszenario das G36 eine sehr gute Figur macht. Dass Ursula von der Leyen in ihren zahllosen Pressekonferenzen und Statements zumindest indirekt den Hersteller dafür verantwortlich macht, dass das Gewehr nicht ihrem Wunschkonzert, sondern nur der ursprünglichen Spezifikation entspricht, spricht Bände.

Wenn das Verteidigungsministerium nun glaubt, für andere Einsatzszenarien jetzt und in Zukunft gerüstet zu sein, wäre es doch ein leichtes, für diese Truppenteile auf dem freien Markt ein besseres (in welcher Hinsicht?) Sturmgewehr zu beschaffen. Wie viele können das schon sein – 5.000? In Afghanistan war die deutsche Truppenstärke jedenfalls 1.500 Mann.

Wie gesagt, ich bin bei diesem Thema nur interessierter Laie. Aber bei quasi jedem Beitrag in den Qualitätsmedien fallen mir zig Sachen ein, die eigentlich zu einer anständigen Recherche dazugehören würden, die aber nicht thematisiert werden. Und das ist ärgerlich.

Lieblingsblogs vorgestellt: ScienceSkepticalBlog

Endlich der lang erwartete (von wem?) zweite Teil der Reihe „Meine Lieblingsblogs“.

Heute geht es um den ScienceSkepticalBlog. Mehrere Stammautoren wie Peter Heller, Günter Heß, Rudolf Kipp und Quentin Quencher bemühen sich hier, faktenbasiert ihre Skepsis bezüglich der Energiewende, der Klimakatastrophe und Irrwegen der Umweltpolitik auszudrücken. Die Artikel sind gut recherchiert, mit Quellenangaben versehen und wohlformuliert. Und zufällig spiegeln die meisten Artikel auch sehr gut meinen Standpunkt zu diesen Dingen wider. Wobei das natürlich alles andere als Zufall ist: wie könnte man auf Basis derselben Fakten zu signifikant unterschiedlichen Ergebnissen kommen?

Besonders lobenswert ist meines Erachtens der Standpunkt beim Thema Klimakatastrophe. Hier gibt es in den Reihen der Skeptiker ja eine ganze Anzahl von merkwürdigen Gestalten, die selbst spektroskopische Tatsachen wie die Isolationswirkung von CO2 in der Atmosphäre anzweifeln. Beim ScienceSkepticalBlog hingegen steht man mit beiden Beinen auf dem Boden der Physik. Man bezweifelt nur die Katastrophenwarnungen, die auf Basis fragwürdiger Modelle den Teufel an die Wand malen und mit Horrorprojektionen den baldigen Untergang der Menschheit prognostizieren.

Zum Einstieg am besten die Einführungsseite goutieren und ein paar der dort genannten Artikel lesen. Was ich noch nicht ganz verstanden habe ist die Trennung in „Artikel“ und „Blog“. Ich empfehle, einfach alles zu lesen 🙂

Bisher in der Reihe „Lieblingsblogs vorgestellt“ veröffentlicht:

Edit: nukeKlaus.de ist jetzt nukeKlaus.net.

Ein paar Worte zu BHKWs und KWK

In praktisch jeder längeren Diskussion über die Energiewende (und auch schon in Vorwendezeiten) taucht früher oder später der Hinweis auf die scheinbar „magische“ Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) mit ihren phantastischen Wirkungsgraden auf. Vom Micro-BHKW in jedem Keller über BHKWs für Wohnsiedlungen bis zum großflächigen Einsatz in der Fernwärmeversorgung – wenn man doch nur überall KWK hätte, ja dann…wären doch alle Probleme gelöst.

Wann immer jemand behauptet, dass die „magic bullet“ existiert, sollte man hellhörig werden. Nur in den seltensten Fällen gibt es solche Patentlösungen. Und leider ist es bei der KWK (und ihrem weiter fortgeschrittenen Cousin KWKK) nicht anders.

Und das ist kein technisches Problem. Rein technisch kann man per KWK problemlos die Strom- und Wärmeversorgung von klein (EFH) bis groß (Stadt) bereitstellen.

Das Problem ist wie fast immer ein ökonomisches. KWK konkurriert gegen die klassische getrennte Erzeugung von Wärme und Strom. Seinen Wirkungsgradvorteil kann die KWK nur realisieren, wenn Wärme- und Strombedarf möglichst oft zur gleichen Zeit anfallen. Wenn man gerade viel Wärme braucht und wenig Strom, so hat man sich einen sehr teuren Heizkessel geleistet. Wenn man wenig Wärme und viel Strom braucht, so hat man sich ein Kraftwerk mit niedrigem Wirkungsgrad geleistet (oder man kann aufgrund fehlender Kühlmöglichkeit diesen Betriebsmodus überhaupt nicht fahren). Aus diesem Grund werden auch die allermeisten Anlagen stets wärmegeführt betrieben, was wiederum heißt, dass sie als flexibler Stromerzeugungs-Kompagnon zu den Zufallsstromerzeugern Windkraft und Photovoltaik nicht zur Verfügung stehen.

Dazu kommt, dass durch bessere Dämmung der Raumwärmebedarf ständig sinkt, und durch Niedertemperaturheizsysteme inzwischen sogar eine Luft-Wärmepumpe das effizientere Heizsystem darstellt, selbst wenn das BHKW im optimalen Bereich betrieben wird. Übrigens mit dem entscheidenden Vorteil, durch Betrieb mit sauberen Strom deutliche Umweltvorteile zu haben. Denn auch das ist ein Problem des typischen BHKWs: unnötige Luftverschmutzung. Klar, in Zeiten von Pellet- und Hackschnitzelheizungen scheint Luftreinhaltung sowieso keine Priorität mehr zu haben.

Großtechnisch hätte KWK durchaus seinen Charme – schon bei Neckarwestheim 2 wurde ein Fernwärmeanschluss vorgesehen, und moderne kleine modulare Kernkraftwerke wären sicher geeignet, stadtnah Fernwärme bereitzustellen. Aber auch hier gibt es den berühmten Haken: allein die Kosten für Bau und Betrieb des Fernwärmenetzes sorgen oft schon dafür, dass einem die Ökonomie einen Strich durch die Rechnung macht – selbst wenn die Wärmebereitstellung nichts kostet. Obwohl in Energiewendezeiten das Thema „Ökonomie“ scheinbar keine Rolle mehr spielt, wird allein die deutsche Kernenergiephobie solcherart sinnvolle Lösungen zuverlässig verhindern.

Angekommen in der Bedeutungslosigkeit

Neulich auf dem Weg zur Arbeit. Ich fahre an einem FDP-Plakat vorbei, auf dem das traditionelle Dreikönigstreffen in Stuttgart angekündigt wird. Wie immer stehen darauf die Namen der FDP-Spitzenpolitiker, die dort die Hauptredner sein werden.

Nun bin ich als bekennender Liberaler rein parteienspektrumstechnisch der FDP nicht abgeneigt, wenn auch tief enttäuscht von der stark suboptimalen Performance in der letzten schwarz-gelben Koalition auf Bundesebene. Umso bedenklicher, dass ich von den fünf Namen auf dem Plakat gerade mal einen ohne längeres Nachdenken identifizieren konnte: Christian Lindner.

Gibt es ein stärkeres Indiz dafür, dass die FDP inzwischen in der Bedeutungslosigkeit versunken ist? Ja, vielleicht: während früher die Qualitätspresse lustvoll auf die FDP eingeprügelt hat, ist inzwischen die Berichterstattung weitestgehend eingeschlafen. Wenn Dich nicht mal mehr der Feind ernst nimmt…

Woher kommt unser Strom? Wie Qualitätsjournalisten Statistiken quälen

Von einem großen Erfolg der Energiewende berichtet „SPIEGEL Online“, mysteriöser Weise eines der erfolgreichsten Nachrichtenportale der deutschen Online-Welt. „Öko-Energie erstmals wichtigste Stromquelle“ verkündet der Titel. 25,8% der deutschen Bruttostromerzeugung wurde von den „Erneuerbaren Energien“ geleistet, hauchdünn mehr als die 25,6% durch die Braunkohle. Der gedruckte SPIEGEL geht mehr ins Detail und weiß von 18,0% durch Steinkohle, 15,9% durch Kernenergie und 9,6% durch Erdgas. Die restlichen 5,1% sind irgendwie „sonstige“ – immerhin auf Augenhöhe mit der Photovoltaik, aber keiner weiteren Aufschlüsselung würdig.

Kritikwürdig an dieser Meldung sind so viele Dinge, man weiß gar nicht wo man anfangen soll. Interessant ist zweifellos die Idee, möglichst viele unterschiedliche Stromerzeugungsarten zur Öko-Energie zusammenzufassen. Darunter die Wasserkraft, deren Anteil an der Stromerzeugung seit Jahrzehnten je nach Wetter zwischen 3% und 5% Anteil pendelt – die Wasserkraft ernsthaft der Energiewende zuzuschlagen, verbietet sich einem seriösen Berichterstatter.

Auch die Stromerzeugung aus Biomasse ist in diesem Kreis der „Öko-Energie“ zumindest diskussionswürdig. Laut Wikipedia werden bereits 10% der Ackerbaufläche in Deutschland genutzt, um Pflanzen anzubauen die später in Biogasanlagen verarbeitet werden. Flächenverbrauch, Monokulturen, Grundwasserbelastung – irgendwie alles Öko, wenn es für den „guten Zweck“ ist. Auch die Stromerzeugung per klassischer Kohlenstoffverbrennung scheint OK zu sein, wenn es denn nur durchs EEG gefördert wird – Schadstoffausstoß ist dann irgendwie irrelevant. Kommt den geplagten Nachbarn von mit Pellets oder Hackschnitzeln heizenden Zeitgenossen sicher bekannt vor.

Da wird die Tatsache, dass man „Kohle“ in „Steinkohle“ und „Braunkohle“ trennt, während auf der anderen Seite alle möglichen komplett unterschiedlichen Stromerzeugungsarten in einen Topf geworfen werden, schon wieder zur Nebensache. So lügt man mit Statistik, Kapitel 7: geschickt gruppiert ist halb manipuliert.

Geht man ein paar Jahre in der Statistik zurück, in die gute alte Zeit, als Deutschland noch eine sichere und preiswerte Stromversorgung hatte, zeigt sich der wahre Effekt der Energiewende: Wind und Sonne, mithin das einzige, was man mit einigermaßen reinem Gewissen als „Öko-Energie“ bezeichnen könnte, liegen bei nun etwa 15% Anteil an der Stromerzeugung. Das ist ziemlich genau der Anteil, den die Kernenergie im gleichen Zeitraum eingebüßt hat. Wer also mit EEG und Energiewende Ziele wie „Klimaschutz“, „Luftreinhaltung“, „Umweltschutz“, „Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern“ verknüpft hat, sollte dringend einen Realitätscheck durchführen. Der Rest freut sich auf unsere gloriose Zukunft 2030 mit geplanten 50% Anteil der „Erneuerbaren“.

Meine ganz persönliche Statistik 2014: 100% meines verbrauchten Stroms kam aus der Steckdose. Das wäre doch mal eine Schlagzeile wert.

Frohes Fest und guten Rutsch

Ich wünsche allen Lesern des hubersn.Politik-Blogs ein Frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Ich hoffe, ich kann Qualität und Frequenz der Blogeinträge auch in 2015 halten oder sogar ausbauen. Politik ist ein schwieriges Geschäft, auch beim Kommentieren, und so habe ich mich bisher auf nur wenige ausgewählte Themengebiete beschränkt. Mit dem Start als Neublogger in 2014 bin ich dennoch ganz zufrieden, ich hoffe meine Leser sind es auch. Anregungen und Kritik gerne jederzeit per Kommentar oder per Mail.

Only Atomstrom in my Wohnhome

Endlich ist es soweit: die MAXENERGY GmbH bietet seit neuestem den Stromtarif MAXATOMSTROM an. Logisch denkenden Menschen war schon immer klar, dass nur die Kernenergie preiswert, umweltfreundlich, naturschützend und klimaschonend Strom in ausreichenden Mengen für eine Industrienation bereitstellen kann. Jetzt haben diese Menschen (also mindestens ich) endlich die Chance, mit dem Geldbeutel abzustimmen.

Was nach 2022, dem derzeitigen Datum des endgültig endgültigen deutschen Kernenergieausstieg passiert, ist noch offen. Aber nachdem die deutschen Ökostromanbieter massenweise Strom aus österreichischen Wasserkraftwerken kaufen, dürfte es für MAXENERGY ja kein Problem sein, den sauberen französischen, belgischen, schwedischen, finnischen, schweizerischen oder tschechischen Kernenergiestrom zu kaufen.

Drohnen über Kernkraftwerken

2014-11-27, 00:38h, ZDF, „heute nacht“, die Mutter aller Qualitätsnachrichtensendungen. Das Aufmacherthema sind die „Ufo-Flüge“ über französischen Kernkraftwerken. Als Expertin in Bild und Ton: Oda Becker. Bei dem Namen klingelte irgendwas, und eine kurze Googelei später finde ich zwei Artikel aus „Zettels Raum“, einem meiner Lieblingsblogs (leider ist Blog-Gründer „Zettel“ viel zu früh von uns gegangen). Bis heute hat noch niemand verstanden, was Frau Becker qualifiziert, über die Sicherheit von Kernkraftwerken zu referieren. Ihre Ausführungen in der heute-Sendung erreichten denn auch nicht mal das Niveau der Sendung mit der Maus. Nein, das ist unfair formuliert. Sie erreichten bei weitem nicht das Niveau der Sendung mit der Maus.

Die Sendung endet mit Berichten von den Champions League-Begegnungen, davor ein Bericht über einen Karikaturisten aus China. Ja, es ist wieder über allerhand Relevantes aus der ganzen Welt berichtet worden.