KI wird die Welt retten

Jeder, der mich und insbesondere meine Einschätzung zu dem, was gerade als “KI” bezeichnet und vor allem verkauft wird kennt, wird jetzt mindestens verwundert die Stirn runzeln. Was hat er denn jetzt geraucht?

Ich will das erklären. Die ganzen neumodischen IT-Trends der letzten Jahre, beginnend mit der Blockchain mit Kryptowährungen als erstem Anwendungsfall und virtuellen Hostern gefolgt von Amazons Hyperscaler-Weltidee “Elastic Cloud”, inzwischen kopiert von Microsoft mit Azure und Alphabet mit der Google Cloud und mit Milliardenumsatz gesegnet, haben eines gemeinsam: drastisch gestiegener Strombedarf für die notwendigen riesigen Cloud-Rechenzentren. Nicht unbedingt in Summe – firmeneigene Rechenzentren haben ja auch früher schon Strom gebraucht, und Skalierung sorgt hier eher für weniger als mehr Stromverbrauch – aber konzentriert auf bestimmte weltweit verteilte Standorte. Aufgrund der notwendigen Infrastruktur und der Zielkundschaft aber doch derzeit noch hauptsächlich in den USA beheimatet.

Und so begab es sich, dass die selbsternannten Weltenretter aus dem Silicon Valley, die im Herzen aber doch letztlich Kapitalisten sind, vor dem Problem stehen, Profitgier mit Natur-, Umwelt- und Klimaschutz unter einen Hut zu bringen. Und wie jeder, der vorurteilsfrei sich diesem Problem stellt, haben sie die einzige derzeit bekannte Lösung gefunden: Kernenergie.

Der einleitend genannte Hype “Kryptowährung” hat deshalb, trotz exorbitantem Stromverbrauch, logischerweise nicht zum Einsatz von Kernenergie geführt. Denn Bitcoins kann man ganz einfach dort schürfen, wo billigster Kohlestrom verfügbar ist. Man braucht nur ein Land, das keine CO2-Besteuerung hat. Es ist ja keine anderweitige Infrastruktur wie “schnelles Internet, nahe an den internationalen Datenknotenpunkten” oder “qualifiziertes Personal” notwendig. Und es wäre auch nichts davon bekannt, dass dort die selbsternannten Weltenretter operieren würden – die “Crypto-Bros”, wie wir sie liebevoll nennen, haben andere, weniger heroische Ziele.

Also Cloud und KI als Treiber der Entwicklung. Neueste Nachrichten: Microsoft wird das KKW TMI-1 (indirekt) wiederbeleben, Amazon ist in “Small Modular Reactors” (SMRs) investiert, Google ebenso. Die SMRs sind ja schon ewig in der Diskussion. Manche behaupten, dass der hierzulande gebaute THTR-300 in Hamm-Uentrop der erste Vertreter dieser Bauweise war – zwar ein Prototyp (wer würde schon bei einem seriös für kommerzielle Zwecke gebauten Reaktor einen aufgehängten Trockenkühlturm verwenden!), aber die erlangten Praxiserfahrungen hätten in einem weniger kernenergiefeindlichen Umfeld ganz sicher zu einer kommerziellen Variante geführt. So musste man nach längerem Irrweg über ein stets unterfinanziertes halbstaatliches Projekt in Südafrika letztlich darauf warten, dass die Chinesen eine Variante davon bauen – “HTR-PM” lautet der Name dafür. In Betrieb seit Ende 2021, zwei Reaktoren leisten über eine Turbine insgesamt 210 MWel. 35 Jahre nach seinem deutschen Vorgänger. Allerdings glaube ich nicht, dass die Chinesen dieses Konzept weiter verfolgen werden – sie planen zwar einen Nachfolger, den HTR-PM600 (nicht etwa ein größeres Reaktormodul, sondern sechs statt wie bisher zwei zusammengeschaltete Module), aber dieser wirkt doch als Fremdkörper im sonstigen klassischen Leichtwasserreaktorportfolio der Chinesen. Allein die “Pebble Beds” als Brennstoff erfordern gänzlich andere Produktion und Entsorgung. Ich würde mein Geld stattdessen auf den Hualong One oder Two als zukünftiges chinesisches Standard-Reaktormodell setzen. Standardbauweise, Standardtechnologie, und eine weitestgehend heimische Entwicklung und auch Produktionskapazität dafür.

Jedenfalls scheint mir das derzeitige Umfeld günstig, um die typischen Probleme des Kernreaktorbaus – katastrophal überreguliertes Umfeld, lange Planungszeiten, hohe Kapitalkosten – diesmal nicht zum finalen Stolperstein werden zu lassen. Die Protagonisten sind auch pragmatisch genug, um sich mit einer suboptimalen, aber ausreichend guten Lösung zufriedenzugeben. Auch das war ein Killer für die GenIV-Reaktor-Bemühungen: statt Evolution wollte man stets die Revolution und alle Probleme gleichzeitig lösen: langlebigen Abfall vermeiden, höhere Brennstoffeffizienz oder alternativen Kernbrennstoff verwenden (Brüter, Thorium), hohe Temperaturen um auch Prozesswärmeauskopplung und thermische Wasserstoffproduktion zu ermöglichen…so entstanden komplizierte Neuentwicklungen, die letztlich nirgendwo zu akzeptablen Kosten genehmigungsfähig waren und sind. Jetzt scheint der Trend eher zu simpleren Lösungen zu gehen – bewährte Leichtwasserreaktoren oder gut erforschte HTR-Varianten, übliche Brennelemente, Konzentration auf geringe Baukosten und Skaleneffekte durch Fabrikfertigung. Das könnte was werden.

Und wer wird jetzt der große Sieger in der neuen Welt der SMRs? Amazon setzt auf X-energy und deren Xe-100, ein gasgekühltes Kugelhaufen-HTR-Design. Google hat eine Partnerschaft mit Kairos Power, die einen Salzschmelzenreaktor entwickeln (KP-FHR). Die Briten stehen noch halbgar hinter dem Rolls-Royce-Ansatz mit dem Leichtwasser-SMR der etwas größeren Leistungsklasse mit geplanten 450MWel – man hört von diversen Interessenten aus den üblichen Ländern wie Tschechien und Polen, aber auch den Niederlanden und Norwegen – aber da scheint noch nichts fix zu sein, nur die Hoffnung auf “erstes Exemplar 2030 fertig”. GE-Hitachi als alte Hasen im Geschäft mit großen Siedewasserreaktoren sind mit dem BWRX-300 auch noch zu beachten. Häufig in der Diskussion ist auch noch der Holtec SMR-160, klassische Druckwasserreaktortechnik im verkleinerten Maßstab. In der EU ist ab und an noch von NUWARD, einer EDF-Ausgründung die Rede. Erster Prototyp nicht vor 2030 – scheint mir reichlich spät zu sein, da will die Konkurrenz schon im kommerziellen Leistungsbetrieb sein, und die Franzosen haben sich mit diversen EPR-Desastern nicht gerade as zuverlässiger Lieferant erwiesen.

Es gibt noch zahllose andere charmante Unternehmungen im Bereich der SMRs (ich nenne mal das dänische KKW-im-40-Fuß-Container-Projekt von Copenhagen Atomics oder TerraPowers natriumgekühlter Reaktor mit Salzschmelzewärmespeicherung) – der obige Absatz enthält nur Referenzen, die aus europäischer Sicht interessant werden könnten oder die ich als am weitesten fortgeschrittenen wahrnehme. NuScale fehlt da, die hätte ich bis vor zwei Jahren noch als Favorit gehandelt, ihr FOAK-Projekt ist aber vor kurzem gecancelt worden, ausgerechnet aus Kostengründen, was ja gerade der große Vorteil der SMRs hätte sein sollen. Auch die Südkoreaner und die Chinesen arbeiten an Lösungen, aber eher mit dem Ziel “irgendwo auf ein Floß installieren”, als mobiles Kraftwerk beispielsweise für die Anwendung in Häfen. Und dann gibt es noch militärisch ausgerichtete Projekte für noch kleinere Reaktoren wie BWXT oder eVinci – da “militärisch” meist synonym für “gut, aber sehr teuer” steht, glaube ich nicht, dass ausgerechnet aus dieser Ecke der kommerzielle Durchbruch kommt.

Wer sich generell für einen Überblick der unzähligen SMR-Projekte interessiert, findet bei NukeKlaus einen schönen Artikel Stand 2023.

Wann können wir nun damit rechnen, dass die Weltrettung auch in Deutschland seinen Lauf nehmen wird? Ich schätze mal so ab 2050 – der Rest der Welt wird ausreichend Erfahrung gesammelt haben mit Produktion und Betrieb von SMRs und es werden weltweit schlüsselfertige Reaktoren für Drittwelt-Ex-Industrienationen wie Deutschland zum Kauf zur Verfügung stehen. Dann ist eh Zeit, die PV- und WKA-Investitionsruinen nebst den absurd teuren Aufrüstungen des Stromnetzes langsam wieder zurückzubauen. Bleibt zu hoffen, dass man noch nicht die vorgesehenen Billionen in dann weitestgehend nutzlose Speichertechnologien versenkt hat.

Schlusswort: der vernünftige und gezielte Einsatz von Kernenergie ist tatsächlich die einfachste und preiswerteste Art, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Keine andere Technologie vereint derart optimal Natur-, Umwelt- und Klimaschutz. Dass nun ausgerechnet der KI-Hype mit dem daraus resultierenden enormen Stromverbrauch der Trigger für die lang erwartete Renaissance wird – überraschend, aber irgendwie auch eine amüsante Volte der Geschichte.

Macht Scholz den Biden?

Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit katastrophalen Zustimmungswerten zu kämpfen. Klar, dass da die Gerüchteküche am Start ist – schließlich stellt die SPD mit Boris Pistorius gleichzeitig den beliebtesten Politiker Deutschlands. Verständlich, aber ein weiterer Beweis dafür, wie niedrig die Latte inzwischen hängt.

Es liegt also nahe, dass die SPD vor der Wahl versuchen wird, Olaf Scholz abzuservieren – verschiedene ehemalige SPD-Vorsitzende können ein Lied davon singen, dass die Partei eine Schlangengrube ist. Wenn die SPD sich an den US-Democrats orientiert, werden zuerst ein paar Hinterbänkler zündeln, bevor dann die Parteiprominenz und die befreundete Presse Olaf Scholz den Rückzug nahelegen werden.

Manche sagen ja, dass es noch andere Parallelen zwischen Scholz und Biden gibt – beispielsweise die noch übrig gebliebene Gedächtnisleistung, wobei Scholz eher selektiv unter einer Cum-Ex-Lücke zu leiden scheint. Nominell war Biden allerdings der sehr viel erfolgreichere Regierungschef, beispielsweise was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. Allerdings ist er auch ein Schuldenmacher vor dem Herrn (fairerweise: wie praktisch alle seiner Vorgänger), das blieb uns bei Scholz dank der FDP und der Schuldenbremse erspart.

Wobei man auch sagen muss: der jetzt sich herauskristallisierende Gegner, Friedrich Merz, ist auch nicht gerade der Sympathieträger. Aber da bei Scholz auch noch die Zustimmungswerte zur Ampelregierung und zur SPD allgemein (Kampf gegen die 5%-Hürde in Sachsen und Thüringen) wie Mühlsteine um seinen Hals hängen, kann ich mir nicht vorstellen, dass 2025 der SPD-Kanzlerkandidat Scholz heißen wird.

Wenn man 1 nicht von 2 unterscheiden kann (oder will)

Kleine Medienkompetenzübung. Wenn Fefe über Kernenergie schreibt, gilt es stets, genau hinzuschauen – wie generell bei Ihm bei nicht-IT-Themen. Er ist natürlich clever genug, nicht direkt zu lügen (zumindest, wenn man sehr sehr gnädig interpretiert), aber was er schreibt scheint bewusst vage und kann den unbedarften Leser in die Irre führen.

Deshalb kurz die Fakten zusammengefasst: Der 1979 havarierte Reaktor ist TMI-2. Die jetzt geplante Reaktivierung zur Erzeugung von mehr CO2-freiem Strom hingegen soll mit dem Reaktor TMI-1 passieren, der nach dem Unfall vorsichtshalber abgeschaltet wurde, aber dann von 1985 bis 2019 einwandfrei lief und dann aufgrund des totregulierten US-Strommarktes nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war. Dank des ausufernden Stromverbrauchs der diversen IT-Hobbies wie “Cloud-Rechenzentrum” und “KI” steigt nun allerdings seit Jahren der Bedarf an zuverlässiger Stromerzeugungskapazität, und weil Wind, Sonne und Akkus es nicht bringen, muss man halt wieder auf bewährte Technik zurückgreifen. In diesem Falle soll Microsoft der Abnehmer sein – die haben vermutlich gemerkt, dass bei 24/7-Bedarf die Kernenergie in preislicher Hinsicht nicht zu schlagen ist unter den CO2-armen Stromerzeugungsmethoden.

Da natürlich kein Kommentar zur Kernenergie ohne Tschernobyl-Referenz auskommt: die Situation mit “Unfall in TMI-2, TMI-1 erzeugte danach noch jahrelang Strom” entspricht ungefähr der Situation bei Tschernobyl Block 4 (Super-GAU) vs. Tschernobyl Block 1-3 (Stromproduktion bis 1991, 1996, 2000). Nicht mal beim bisher schlimmsten Kernenergie-Unfall der Menschheitsgeschichte traf das Lügenmärchen der Anti-Atom-Schwurbler “ganze Landstriche für Millionen Jahre nicht mehr nutzbar” zu.

Der Unfall von TMI-2 ist in mehrerlei Hinsicht sehr interessant und ich empfehle jedem, der ein tieferes Interesse an Kernenergie hat, die Details zu studieren. Für den Hausgebrauch reicht es aber eigentlich, die Essenz des Ganzen zur Kenntnis zu nehmen: ohne gravierende externe Katastrophe (Tsunami, Meteoriteneinschlag, Extremerdbeben) schafft es ein Leichtwasserreaktor westlicher Bauart dank der diversen Sicherheitsbarrieren selbst bei gravierenden Bedienerfehlern maximal zu einer partiellen Kernschmelze, und der Gefahrenbereich endet am Kraftwerkszaun. Die Äquivalentdosis durch die freigesetzte Radioaktivität für die Anwohner der Umgebung war ungefähr “die Hälfte einer Röntgenuntersuchung der Brust” oder etwa ein zweihundertstel der Jahresdosis durch natürliche Radioaktivität (US-Durchschnitt). Demzufolge wurden in den vielen Studien auch nie seriöse Hinweise auf gesundheitliche Auswirkungen jedweder Art gefunden.

Unterm Strich: genau wie Fukushima zeigt der Unfall von TMI-2 eindrucksvoll, wie sicher schon in den 70ern Kernkraftwerke waren. Und im Gegensatz zu Deutschlands Zerstörungswahn zeigt sich auch: das Einmotten eines funktionsfähigen Kraftwerks ist eine gute Idee, denn das kann man immer mal wieder brauchen, wenn sich die Umstände ändern. In diesem Falle bedurfte es nicht mal eines russischen Angriffskrieges.

Auch interessant: die “operating license”, vergeben durch die als eher kernenergiefeindlich bekannte NRC (aus deutscher Sicht wäre es vergleichbar mit einer von Jürgen Trittin geleiteten Behörde, allerdings nochmal deutlich teurer für die Betreiber), wurde 2009 verlängert bis zum Jahr 2034 – der Reaktor 1 ist 1974 in Betrieb genommen worden. Die Reaktivierungspläne sehen eine weitere Verlängerung auf 2054 vor. Ein gutes Beispiel für den Fall, dass mal wieder ein Unwissender argumentieren will, dass die im Vergleich jüngeren deutschen Reaktoren der (Vor-)Konvoi-Linie irgendwie schon am Ende ihrer möglichen sicheren Laufzeit angekommen wären. Nein, die 40 Jahre waren nur eine angedachte Mindestlaufzeit, aber wie andere Länder zeigen, sind 60 Jahre überhaupt kein Problem. Und vermutlich nicht mal 80 Jahre. Ein qualitativ hochwertiges KKW ist ein echter Langläufer. Außer in Deutschland natürlich, dem Land mit der dümmsten Energiepolitik weltweit.

Die unerträgliche Machtgeilheit der CDU

Die CDU hat einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der SED (inzwischen in “Linkspartei” umbenannt, die Älteren erinnern sich). Viele Mitglieder der Linkspartei sind ausgetreten und haben sich hinter der ehemaligen Chefin der Kommunistischen Plattform in der SED in einer neuen Partei namens BSW versammelt. Die CDU spricht jetzt in Thüringen und Sachsen mit dem BSW.

Eine ähnlich kreative Variante wäre, wenn die Parlamentarier der AfD in Thüringen eine neue Partei gründen – damit wäre der Brandmauerbeschluss nicht mehr bindend für diese neue Partei und die CDU könnte endlich eine rechskonservative Regierung bilden.

Früher haben CDUler (und meines Wissens FJS) ab und zu die Politiker auf der linken Seite als “vaterlandslose Gesellen” bezeichnet. Vielleicht sollte man die CDUler jetzt “gewissenlose machtgeile Gesellen” nennen. Und die Presse greift die Gesamtproblematik natürlich auch kaum auf. Klar, denn das BSW ist das neue Darling unserer nicht gänzlich unparteiischen Presse. “Nicht gänzlich unparteiische Presse” – das wird sicher nominiert in der Kategorie “heftigste Untertreibung des Jahres”.

Eine neue elegante Beleidigung

Seit ich mir Anfang der 90er ein Modem zugelegt habe, bin ich in Diskussionsforen aktiv. Fidonet, Mausnetz, Usenet, später in Webforen. Die meisten zeichneten sich durch harte Diskussionen durchsetzt mitunter von nicht sehr freundlichen Kommentaren aus. Manchmal holzhammerartige Angriffe wie “Du schwurbelst Schwachsinn” oder “So eine Grütze habe ich lange nicht gelesen”, teilweise etwas subtiler und vordergründig höflicher wie “Diese Betrachtung erscheint mir deutlch zu unterkomplex” oder “Intellektuell einfacher strukturierte Menschen haben, wie man hier erkennen kann, ja öfter Pech beim Nachdenken”.

Jetzt endlich gibt es im Arsenal eine neue Beleidigung, die zumindest für den Moment durchaus Eleganz verströmt: “Hat das eine KI geschrieben?” Da schwingen gleich multiple Vorwürfe mit: “schön formuliert, leider falsch”. “Inkohärenter und unlogischer Schwachsinn”. “Nicht mal etwas Mühe gegeben, sondern das Schreiben einer Maschine überlassen – was für eine Verachtung der Mitdiskutanten”.

Das Ganze passt natürlich nur so lange, bis tatsächlich ein signifikanter Anteil der Diskussionsbeiträge durch KI-Bots erzeugt werden. Manche sagen, dieser Punkt sei schon lange erreicht bzw. überschritten, insbesondere in Anbetracht der russischen Trolloffensive in diversen Diskussionsforen seit mindestens Februar 2022. Ich glaube das nicht – die Beiträge sind überwiegend hanebüchen und in katastrophal schlechtem Deutsch oder Englisch formuliert, ich kann mir nicht vorstellen dass Russland bei der KI so viele Jahre dem Stand der Technik hinterherhinkt. Insofern passt diese Beleidigung als Reaktion leider nur bei den seltenen Beiträgen, die nicht vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern strotzen.

Die vier Phasen des Abstiegs

Der Brückeneinsturz zu Dresden ist Anlass für diese Überlegung. Woran erkennt man, dass sich eine Volkswirtschaft in einem Abwärtsstrudel befindet? Eine Skizze anhand des Zustandes der Straßenverkehrsinfrastruktur.

Der Normalzustand einer entwickelten wohlhabenden Industrienation ist eine einwandfreie, sichere und leistungsfähige Infrasruktur. Neubau und Instandhaltung laufen kontinuierlich, alternde Bausubstanz wird rechtzeitig saniert oder abgerissen und neu gebaut. Westdeutschland in den 80ern und 90ern dürfte ein gutes Beispiel für diesen Zustand sein.

Verlässt ein Land diesen Zustand, beginnt zuerst die Phase der Einschränkungen. Auf den Autobahnen werden Spuren gesperrt, Sanierungen dauern ewig und werden zeitlich zwecks Einsparungen lange gestreckt, es wird von der Substanz gelebt. Der Standstreifen wird temporär auf stark belasteten Strecken als Fahrspur freigegeben. Auch gerne genommen: Tempolimit auf Brücken, LKWs müssen Mindestabstände einhalten. So etwas wie der Einsturz einer Brücke ist aber immer noch nur im Falle von Naturkatastrophen denkbar.

Die nächste Phase des Niedergangs erleben wir jetzt. Das Prüfsystem für Infrastrukturteile wie Brückenbauwerke ist noch intakt und stellt den Niedergang fest – am Beispiel der Dresdner Carolabrücke verdeutlicht: die letzte TÜV-Untersuchung von 2021 ergab gravierende Mängel und Zweifel an der Brückenstabilität. Leider folgt aus diesem Prüfergebnis aber nichts mehr, weil die Verantwortlichen entweder zu dumm oder zu bösartig sind und Geld lieber für ideologischen Quatsch ausgeben als für den Erhalt der Infrastruktur. Diese Phase ist also gekennzeichnet durch ein Umsetzungsdefizit, nicht durch ein Erkenntnisdefizit – jedenfalls was gebildete, logisch denkende Menschen angeht. Dresdner Verantwortliche haben ja bis zuletzt den schlechten Zustand der Brücke geleugnet und sogar verhindert, dass der Öffentlichkeit eine ehrliche Bestandsaufnahme zur Verfügung gestellt wird. Nebenbei: dass die überregionale Presse sowie Rundfunk und TV solche Skandale, die auch Leib und Leben gefährden, nicht mehr für berichtenswert hält (oder alternativ: nichts davon wusste), ist ebenso erschreckend wie erwartet.

Die kommende Phase wird dann das Einstellen der Prüfbemühungen sein. Wenn aus Prüfungsergebnissen keine Aktion mehr abgeleitet wird, ist es ja nur folgerichtig, dass man wegen Sinnlosigkeit die Prüfungen einfach unterlässt. Spart Geld und ändert nichts. Dann können wir endlich wieder alle zusammen völlig überrascht davon sein, wenn irgendwo in Deutschland eine Brücke einstürzt.

Willkommen in Absurdistan. Die Dümmsten der Politiker werden jetzt wieder ein Aufheben der Schuldenbremse fordern, weil man ja die eigentlich für die Infrastruktur gedachten Einnahmen aus KfZ-Steuer und Mineralölsteuer (in gigantischer Höhe! Aber klar, die müssen ja auch noch zur Quersubvention des Schienenverkehrs herhalten) für anderweitige, sinnlose Ausgaben verplant hat.

Die US-Präsidentenwahl und die Zukunft des Journalismus

Als Propagandaverächter, Faktenverehrer und Liebhaber der deutschen Sprache ist die deutsche Medienlandschaft für mich ein einziges Grauen. Besonders alles rund um Wahlen, an denen Donald Trump teilnimmt, verursacht körperliche Schmerzen. Ausnahmslos ist die Presselandschaft ebenso untauglich wie unappetitlich, Fakten muss man mit der Lupe suchen, wildeste Behauptungen werden einfach so in den Raum gestellt und halten nicht mal einer 30s-Recherche stand.

Auf der Suche nach alternativen Informationsquellen vor allem in Sachen USA bin ich nun bei drei einigermaßen unabhängigen kostenlosen Mailings hängen geblieben. Für den allgemeinen Überblick nutze ich das 1440 Daily Digest. Hier werden nicht nur politische Themen angesprochen (und das in einer wohltuend unaufgeregten, faktenorientierten Art), sondern auch Kunst, Kultur und Wissenschaft kommen nicht zu kurz. Alles sehr US-lastig, aber kurz und kompakt. Empfehlenswert. Für Wirtschaftsthemen habe ich “The Daily Upside” ausgewählt. Der Querschnitt der ausgewählten Themen gefällt mir gut, die Texte sind auch für Nichtexperten gut zu lesen und enden oft mit einer witzigen Pointe. Zuletzt noch mein absoluter Favorit aus der Kategorie “Politik Deep-Dive”: Tangle. Im täglichen Tangle Newsletter steht ein typischerweise US-lastiges Thema im Mittelpunkt. Nach einer kurzen Übersicht zum Thema kommen je drei Pressestimmen zu diesem Thema aus dem eher linken und dem eher rechten Lager zusammengefasst und anständig zitiert zu Wort. Dann gibt es die Sektion “My Take”, wo der Tangle-Herausgeber Isaac Saul seine Sicht der Dinge kundtut. Und er tut das in einer sehr ausgewogenen, überlegten, kühl argumentierenden Art und Weise. Egal ob ich mit seinen Einschätzungen übereinstimme oder nicht – es gibt hier immer interessante Denkanstöße und Überlegungen, die einen zum Nachdenken anregen.

Deshalb will ich jedem ans Herz legen, zumindest bis zur Präsidentschaftswahl den Tangle-Newsletter zu abonnieren. Es ist kostenlos, und es erweitert den Horizont. Und es ist ein so angenehmer Kontrast zum typischen hiesigen Mediengeplapper – Trump böse, und Harris lächelt so nett. Und selbst der Trump-Beführworter bei Maischberger hat sich ein wenig in Kamala verliebt! Wer also genauso müde von den (möglicherweise mangels intellektueller Kapazität unfreiwilligen) Desinformationskampagnen hiesiger Medien ist wie ich – subscribe now!

Die Art und Weise, wie Tangle arbeitet, verleitet mich sogar zur vagen Hoffnung, dass wir hier die Zukunft des Journalismus sehen. Ich stelle mir das so vor: zu jedem Themengebiet gibt es ja echte Experten. Viele schreiben Blogs oder machen YouTube-Videos oder treiben sich in Foren herum. Themen kommen in diesem Zielszenario als neutrale Meldungen über Presseagenturen in den News-Kreislauf. Die Experten äußern sich dazu. Die Journalisten sammeln die Kernpunkte der Experten und stellen so ein breites Meinungssprektrum zusammen. Wer wenig Zeit hat, liest halt kompaktere Zusammenfassungen, wer viel Zeit hat, folgt direkt den Quellen für die Themen, die ihn interessieren.

Das hätte unglaublich viele Vorteile: die intellektuelle Eingeschränktheit der heutigen Journaille würde gar nicht mehr ins Gewicht fallen, und man müsste sich nicht mehr meterweise durch Propaganda graben, um an die wenigen Fakten-Nuggets zu kommen. Und die mangelhaften Deutschkenntnisse heutiger Journalistensimulanten würde auch nicht mehr so stören, weil nur noch ein paar Zitate per Füllwörter aneinanderegeklebt werden müssen.

Ja, die Idee gefällt mir gut. Bis das in der Breite nach meinen Wünschen umgesetzt ist, suche ich nach weiteren Exemplaren der Kategorie “Tangle”. Das Problem in Deutschland ist, dass man ja gar nicht drei eher rechte Pressestimmen heraussuchen könnte, weil es die bekanntlich nicht mehr gibt. Dreimal linksextrem und dreimal mitte-links wäre das Maximum an Spreizung, das man hierzulande hinkriegen könnte. Auf ein “deutsches Tangle” muss also keiner warten. Wird es nicht geben.

Spanien führend bei der Elektromobilität

Praktisch alle Autos hier haben das “E” auf dem Kennzeichen.

Scherz beiseite – trotz reichlich Sonne und Wind auf der hiesigen Ferieninsel muss man die Elektroautos mit der Lupe suchen. Vermutlich eine Folge des inseleigenen Hangs zu pramatischen Lösungen. Oder der zurückhaltenden Besteuerung von fossilen Kraftstoffen. Vielleicht hatte man auch den grandiosen Fehlschlag auf El Hierro noch vor Augen. Dafür ist hier die Seuche mit den E-Rollern – das Fortbewegungsmittel für alle, die auch ebenso problemlos aus eigener Kraft laufen oder fahren könnten – besonders ausgeprägt. Auch die Sorglosigkeit der Verkehrsgefährdung von Fußgängern hat hier eine ganz eigene Dimension.

Der Fukushima-Moment der Ampel

Die Älteren werden sich erinnern an eine der grandiosesten Fehlentscheidungen der Merkel-Ära (und da gibt es wahrlich große Konkurrenz): die Einleitung des Kernenergieausstiegs nach der Tsunamikatastrophe mit nachfolgendem Ausbleiben der Atomkatastrophe rund um die drei havarierten Reaktorblöcke im KKW Fukushima-Daiichi an der Ostküste Japans.

Man schrieb den März 2011, die CDU Baden-Württemberg mit ihrem unbeliebten Spitzenkandidaten und amtierenden Ministerpräsidenten Stefan Mappus bangten wegen eines sich am Horizont abzeichnenden Machtverlust bei der anstehenden Landtagswahl. Die Grünen hatten mit Winfried Kretschmann einen aus mir unerfindlichen Gründen beliebten Kandidaten mit Landesvaterpotenzial aufgestellt. In einer Art Panikreaktion verkündete Merkel dann die Neubewertung der Kernenergie, vermutlich wegen der allgegenwärtigen Tsunamigefahr in Deutschland, nebst temporärer Abschaltung willkürlich gewählter Reaktoren. Stichwort “Atommoratorium”, dessen nachfolgende Sicherheitsprüfung im Rahmen von Stresstests keine erkennbaren seriösen Probleme der deutschen Reaktoren ergab und das dann in der legendären “Ethikkommission” gipfelte. Weil wer könnte die Sachlage besser einschätzen als eine Kommission von fachfremden Dampfplauderern.

Der jetzige Aktionismus der Ampel-Regierung nach dem Messerattentat – oder besser Terroranschlag – von Solingen erinnert mich in einigen Aspekten an damals. Es gibt einen Anlass, man versucht durch weitgehend undurchdachten Aktionismus den Wahlkampfgegner in Form von AfD und BSW nicht das Feld zu überlassen, und weil man glaubt mit sachlich korrekter Argumentation nicht punkten zu können, verlegt man sich auf die Simulation von Handlungsfähigkeit.

Ich prognostiziere, dass dieses Pflästerchen auf das gigantische Migrationsproblem wahlausgangstechnisch keinen Effekt haben wird. Höchstens den gegenteiligen als den intendierten, denn letztlich signalisiert man damit dem Wähler, dass der Gegner eigentlich schon die ganze Zeit recht hatte und man jetzt auch zu den gleichen Erkenntnissen gelangt ist, aber sich immer noch weigert, wirkungsvolle Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Ganz im Unterschied zu den deutschen Fukushima-Nachwehen, die später zu einem der teuersten Fehler der deutschen Nachkriegsgeschichte kumulierten, werden die jetzt angekündigten Minimalmaßnahmen aber rein gar nichts ändern. Aktionismus, Homöopathie, Gesundbeten. Besonders das angekündigte Messerverbot ist wirklich ein hanebüchener Schildbürgerstreich. Man erinnere sich: Messer mit einer Länge von mehr als 12cm waren schon verboten, und trotzdem erdreistete sich der Attentäter, ein 15cm-Messer für die Morde zu verwenden. Was erlaube Terrorist! Gott sei Dank hat der Postillon unter der Überschrift “Jetzt wird durchgegriffen: Bundesregierung will Mordverbot beschließen” das Notwendige dazu geschrieben, das erspart mir den Sarkasmus-Overdrive-Modus.

Content Creators, Influencer, Journalisten

In der Berichterstattung über den DNC, den großen Präsidentschaftskandidatenkrönungsparteitag der Demokraten in den USA, wurde ein offenbar wichtiges Detail immer wieder erwähnt: während Content Creators und Influencer, also alles was auf YouTube und TikTok und Instagram (und vielleicht auch noch einer auf Facebook) rumspringt, umhegt und gepampert wurden, blieb für die “klassischen” Journalisten größtenteils nur die Holzbank.

Da fragt sich der geneigte Beobachter natürlich, was denn jetzt der Unterschied zwischen den “neuen sozialen Medien” und dem klassischen Journalismus ist. Influencer werden gerne als Fanboys beschrieben, einseitig berichtend, nicht objektiv, keinen journalistischen Standards verpflichtet. Hört sich für mich an wie genau die Art von “Haltungsjournalismus”, wie ich sie die letzten 20 Jahre in Deutschland beobachtet habe. Dass sich ausgerechnet jetzt diese Haltungsjournalisten darüber beschweren, dass andere bevorzugt werden, entbehrt nicht einer gewissen Komik.

Vielleicht müsste man generell das Wording überarbeiten. Nachdem Journalismus im eigentlichen Sinne kaum mehr existiert, könnte man einfach “Influencer in den sozialen Medien” und “Influencer bei Zeitungen” und “Influencer beim Fernsehen” und “Influencer beim Rundfunk” sagen. Nicht, dass aus Versehen jemand mit dem Wort “Journalist” Hoffnungen auf neutrale, objektive Berichterstattung verbindet.