Aktuelle Situation – Zahlen-Update

Fast ein Monat ist ins Land gegangen, seit ich mich über Deutschlands Sonderstellung bezüglich schwer Erkrankten und Toten durch COVID-19 gewundert habe. Zeit für ein Update, denn die Situation hat sich inzwischen geändert.

Gemessen an anderen europäischen Ländern ist die Zahl der positiven Tests in Deutschland noch auf verhältnismäßig überschaubarem, wenn auch fast stetig steigendem Niveau. Das 7-Tage-Mittel verkündet zuletzt knapp über 4000 Neuinfektionen am Tag. Und die Kurve des Anstiegs ist steiler geworden: noch am 3. Oktober waren es nur knapp über 2000.

Inzwischen schlägt das Infektionsgeschehen auch auf die Zahl der COVID-19-Erkrankten auf den Intensivstationen durch. Noch am 17.September waren dort 238 Patienten gemeldet, nicht viel höher als die rund 220 bis 230 die es praktisch über den ganzen August waren. Dann begann allerdings die Zahl stetig zu wachsen – heute 12.30h sind wir bei 655 Patienten, 329 davon werden invasiv beatmet.

Auch die Zahl der Toten ist inzwischen ansteigend: im Juli bis September lag die Zahl im konstant einstelligen Bereich, so zwischen 3 und 9 COVID-19-Toten täglich. Das 7-Tage-Mittel für gestern liegt bei 19, der Anstieg ist konstant zu sehen. Gestern wurden 31 COVID-19-Tote gemeldet.

Wie man der Presse entnehmen kann, sah man sich in Frankreich, Spanien, UK und den Niederlanden bereits gezwungen, mit scharfen Maßnahmen wie lokalen Lockdowns zu antworten, weil man die Lage als außer Kontrolle betrachtet. Sprich: dem Gesundheitssystem droht Überlastung, die Zahl der Toten steigt sprunghaft. Spanien meldete gestern 209 Tote, UK 137, Frankreich 104. Dagegen sieht es in Deutschland immer noch trotz des deutlichen Anstiegs zuletzt entspannt aus, aber die Erfahrung zeigt, dass wir uns vom Trend in anderen Ländern nicht abkoppeln können.

Schaut man sich die Deutschlandkarte der positiven Tests der letzten 7 Tage gerechnet auf 100000 Einwohner an, sieht man ein klares Muster: die Ballungsräume haben hohe Inzidenzen, ebenso Grenzregionen zu Belgien, den Niederlanden, Tschechien und Österreich. Weiße Flecken, wie sie im Juli und August noch häufig waren, als diverse Landkreise über Wochen gar keine Neuinfektionen gemeldet hatten, sucht man inzwischen vergebens. Aus epidemiologischer Sicht sind das keine guten Nachrichten: es bedeutet, dass die Eindämmungsstrategie, Hotspots bereits in der Entstehung zu erkennen und schnell auszumerzen, gescheitert ist.

Was folgt daraus? In meinem nächsten Beitrag will ich ein wenig über “Maßnahmen” philosophieren. Das, was die Politik heute verkündet hat – das wird nach meiner Einschätzung nicht reichen. Und es wirkt auf mich hilflos.