Unwort des Jahres: “Sanierungsstau”

Ich will nicht über marode Autobahnbrücken, den Digitalisierungsstand unserer Behörden oder den Zustand des Schienensystems der Deutschen Bahn referieren. Denn dort wäre es ja eine zutreffende Beschreibung der Misere. Nein, die oftmalig irreführende Verwendung im Bereich der Wohngebäude soll das Thema sein.

Gerne erwähnt wird der “Sanierungsstau” in Propagandaartikeln rund um die energetische Sanierung und die Energiewende – gerade habe ich es in einem Artikel zum Thema Immobilienpreise gelesen. Was, noch keine Wärmepumpe eingebaut? Sanierungsstau! Was, noch nicht die Fenster getauscht und die Sparrendämmung durch die Aufdachdämmung ersetzt? Sanierungsstau! Was, noch keine Fußbodenheizung? Sanierungsstau! Man könnte fast meinen, dass “Sanierung” etwas ist, was der Hausbesitzer gerne und häufig macht. Oder zumindest machen sollte. Weil…ja, warum eigentlich?

Für einige Zeitgenossen scheint es Hobby und Berufung gleichzeitig zu sein, möglichst viel Geld (und wenn es geht auch noch Zeit) zu verschwenden. Gerne auch das Geld und die Zeit anderer Leute. Für unsereins hingegen – die wenigen übriggebliebenen Vertreter der Fraktion lebt-nicht-von-Steuergeld-und-schlechten-Ratschlägen – sollten sich solche Maßnahmen auch irgendwann mal rechnen. Vorzugsweise zu unseren Lebzeiten. Also: Bleistift raus, Überschlagsrechnung steht an.

Nehmen wir ein fiktives kleines Häuschen. Bewohnt von 3 Personen, 200qm Wohnfläche, aus der Zeit der ersten Wärmeschutzverordnung. Also Anfang bis Mitte der 80er ungefähr. Bisher unsaniert was die Dämmung angeht, noch mit der Original-Ölheizung drin. Nicht mal Brennwerttechnik, sondern Niedertemperatur. Normale Heizkörper im ganzen Haus, und natürlich die guten damals “state-of-the-art”-doppelverglasten Fenster. Wärmebedarf im Jahr unter 25000kWh. Davon zu Heizzwecken vermutlich um die 20000kWh. Verursacht nach derzeitigem Heizölpreis ungefähr 2000€ Heizkosten pro Jahr.

Der durchschnittliche Energieberater (also jemand von der Fraktion lebt-weitgehend-von-Steuergeld-sinnlosen-Gesetzen-und-schlechten-Ratschlägen) wird jetzt das Standardprogramm vorschlagen. Aufdachdämmung, Fenster tauschen, Fassadendämmung. Auf keinen Fall unter 100000€ zu haben. Und wir reden hier noch nicht von einer wärmepumpengeeigneten Sanierung, da müsste man nochmal nachlegen – größere Heizkörper oder eine Fußbodenheizung, um die Vorlauftemperatur senken zu können beispielsweise. Und natürlich eine Wärmepumpe kaufen.

100000€ kann man gerade konservativ anlegen und 3500€ Zinsen im Jahr dafür bekommen, bleiben nach Steuern rund 2500€ netto übrig (den Freibetrag hat der sparsame Schwabe natürlich schon mit anderen Zinseinkünften abgefrühstückt, deshalb geht der hier nicht in meine Vergleichsrechnung ein). Mit anderen Worten: die Maßnahmen amortisieren sich niemals. Dafür gibt es zuhause zum Ausgleich eine längere Baustelle, das Änderungsrisiko von Schimmelbildung bis unfähigen Handwerkern und ein Sparpotenzial von real 1000€ bis 1500€ im Jahr. Zuzüglich Zeitaufwand natürlich, denn noch nie lief eine Sanierungsmaßnahme ohne Zutun des Hausbesitzers ab.

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass in den letzten 40 Jahren bei dieser Ausgangssituation nur komplette Idioten, die nicht rechnen können, so ein Häuschen saniert hätten. Clevere Subventionsjäger haben vielleicht eine hauptsächlich vom Staat finanzierte Pellet-Heizung zwischendrin abgestaubt, das hat Chancen auf Amortisation, wenn der Pellet-Preis mitspielt. Oder jemand hat die noch vor wenigen Jahren den alternden Ölbrenner durch eine kompakte Gastherme ersetzt und so das Tanklager in einen Hobbyraum umgewandelt. Das sind jetzt aber die einzigen Szenarien, die mögliche Amortisation zu Lebzeiten versprechen. “Dämmung” gehört jedenfalls – bei diesen Baujahren und später – niemals dazu.

Es lebe der Sanierungsstau. Der einzige Stau, der sich finanziell und zeitlich auszahlt.

Nachtrag 2024-03-24

Besonders weltfremd sind übrigens die Stimmen, die “Sanierung” empfehlen um den Wiederverkaufswert einer Immobilie zu stabilisieren. Kompletter Schwachsinn, denn der nächste Besitzer kann z.B. lieber eine Holzhackschnitzelheizung wollen oder kommt preiswert an Brennholz und will den Kachelofen stattdessen viel stärker nutzen. Oder würde das Dach gerne mit Photovoltaik zupflastern und die Wärme per Heizstab mit Überschussstrom erzeugen. Oder kann Wärmedämmung viel preiswerter in Eigenleistung erledigen. Es ist wie bei Sonderausstattung im Auto: beim Wiederverkauf wird einem nur ein viel zu kleiner Bruchteil des Neupreises bezahlt. Nichtsanierung ist finanziell gesehen fast immer die richtige Entscheidung.

Herzliche Grüße übrigens an alle, die sich vor zehn Jahren eine Wärmepumpe aufschwätzen haben lassen und nun zum halben Preis eine viel bessere Jahresleistungszahl bekommen könnten. Oder die, die in eine leider nicht optimal feuerhemmende Fassadendämmung investiert haben und nun einen saftigen Aufpreis bei der Gebäudeversicherung hinnehmen dürfen. Oder die, die dank “Solarpflicht” in unserem südwestlichen Lieblingsbundesland sich Solarthermie aufs Dach geschraubt haben, um dann rauszufinden, dass das während der kalten Wintermonate wirklich kaum Unterstützung für die Heizung liefert und die Dachfläche besser für eine PV-Anlage genutzt werden würde.

Verständnis für Habeck

Robert Habeck hat sich mal wieder zu einem Thema zu Wort gemeldet, von dem er wirklich gar keine Ahnung hat: zur Auswahl des Ausrüsters des DFB ab 2027.

Nun kann ich mich nicht daran erinnern, dass Habeck zu irgendeinem Thema mal etwas für mich Nachvollziehbares geäußert hat. Der Mann scheint eine echte Inselbegabung zu haben, die Insel hat nur noch niemand gefunden. Wenn ich mir seine Kernkompetenz (Kinderbuchautor) vor Augen führe, könnte es Lummerland sein.

Das DFB-Kriterium für die Auswahl des Ausrüsters scheint mir recht einfach zu sein: wer am meisten bezahlt, bekommt den Zuschlag. Einfach, nachvollziehbar, marktwirtschaftlich, ohne Vetterleswirtschaft, ohne Rückfrage nach Erlaubnis bei der hohen Politik. Klar, dass Habeck, der König der Sonderlocken, der Spezialist für komplizierte und maximal ineffiziente Lösungen, der Meister der Ausgabenaufblähung, nix damit anfangen kann. Da muss man schon mal Verständnis aufbringen.

Habeck war übrigens nicht allein mit seiner unqualifizierten Einlassung – auch Söder wollte sich blamieren. Und Rhein. Und Lauterbach. “Avanti Dilettanti” kommt mir da in den Sinn, oder “Populisten aller Parteien, vereinigt Euch!”. Dummheit kennt halt keine Parteigrenzen.

Besonders amüsant natürlich, dass ausgerechnet Habeck plötzlich die patriotischen Gefühle übermannen. Wer sein inzwischen berühmtes Zitat aus grauer Vorzeit nicht kennt, hier nochmal im Original: “Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen.”

Vorwahlabendspannung

Es wird mal wieder gewählt. Die Landtage in Bayern und Hessen, um genau zu sein.

Nun werden Landtagswahlen in ihrer Bedeutung gerne überschätzt. Die Länder haben in der Gesetzgebung relativ wenig zu melden, die Hälfte der Zeit scheint eh draufzugehen, um mit Bund und Kommunen in ein Kostengeschacher zu gehen, egal ob es um das Deutschlandticket, die Kita-Versorgung oder die Unterbringung von Wirtschaftsflüchtlingen geht. Der Föderalismus in Deutschland leidet eben unter der typischen deutschen Krankheit namens “Verantwortungsdiffusion” – niemand weiß mehr genau, wer was zu entscheiden, zu verantworten und zu finanzieren hat. Die Politik hat über die letzten mindestens 60 Jahre erfolgreich ein solches Kompetenzwirrwarr angerichtet, so dass nicht nur die Wähler, sondern auch die Politiker nicht mehr wissen, was eigentlich Sache ist.

Am Ende werden die, die eher verlieren, den “Gegenwind der Bundespolitik” verantwortlich machen, und natürlich, dass man dem Wähler die vielen wichtigen landespolitischen Themen nicht nahebringen konnte. Es liegt natürlich nie an den eigenen Inhalten. Außer, man gewinnt – dann war natürlich alles dufte und der Wahlkampf super und bundespolitischer Rückenwind spielte kaum eine Rolle. Wobei die Frage ist, welche Partei denn überhaupt von der Bundesebene gerade Rückenwind verspüren könnte.

Wie dem auch sei, der Ausgang dieser beiden Wahlen ist für den interessierten Beobachter trotzdem spannend. Wird die AfD ihren demoskopischen Höhenflug diesmal auch in ein entsprechendes Wahlergebnis ummünzen können? Wird das Anti-AfD-Dauerfeuer des vereinigten deutschen Qualitätsjournalismus Wirkung zeigen? Ist die Schmutzkampagne des Neuen Süddeutschlands (aka Prantl-Prawda) gegen Aiwanger wirklich komplett nach hinten losgegangen oder ist etwas hängen geblieben? Werden wir dank Nancy Faeser nun erfahren, wie groß die reine Stammwählerschaft der SPD in Hessen tatsächlich ist? Wird bei den Grünen nun der umgekehrte Effekt gegenüber der Bundestagswahl eintreten – damals demoskopisch überschätzt und vom Wähler gestutzt, jetzt demoskopisch eher zurückhaltend (wenn auch, die Ampel-Performance zu Grunde legend, immer noch überraschend hoch) eingeschätzt – gibt es jetzt eine Überraschung in die andere Richtung? Wer schon mal Katharina Schulze zugehört hat, kann das zumindest für Bayern kaum für möglich halten.

Meine Prognose für Bayern ist: CSU auf Niveau 2018, SPD einstellig, FW vor AfD vor Grün, FDP und Linke raus. Meine Prognose für Hessen ist: CDU deutlich vorne; AfD, SPD und Grüne gleichauf deutlich dahinter; FW, FDP und Linke raus.

Das Wichtigste ist eigentlich, dass Markus Söder am Ende nicht als der große Triumphator aus dem Wahlabend rausgeht – denn einen Söder als Kanzlerkandidaten, das hat nun wirklich keiner verdient. Außer den Merkel-CDU-Wählern natürlich.

Bergkarabach und was das über Russland aussagt

Ist der erste Dominostein gefallen, oder ist es einfach bloß Zufall ohne weitere Bedeutung? Ich habe in vorherigen Posts zum Thema mal den Verdacht geäußert, dass sich an Russlands Rändern bzw. den ehemaligen Sowjetrepubliken durch die unterirdische Performance des russischen Militärs einige Player ermutigt fühlen könnten, mal schnell Fakten zu schaffen, während der Großteil der russischen Truppen in der Ukraine damit beschäftigt ist, eine Niederlage zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern.

Nun hat also Aserbaidschan (oder Azerbaijan in der englischen Sprachwelt) als erstes Fakten geschaffen und die armenische Enklave Bergkarabach, auch Nagorny Karabach (oder Nagorno-Karabak in den US-Medien) genannt, annektiert. Oder befreit. Oder befriedet. Oder besetzt. Kommt drauf an wen man fragt.

Nun ist das – die Armenier werden das vielleicht anders sehen – weltpolitisch gesehen völlig unbedeutend, wem dieser Landstrich, der seit den 20ern des letzten Jahrhunderts umstritten ist, nun letztlich “gehört”. Aber: als das letzte Mal dort Zoff war, hat Russland eingegriffen auf der Seite der Armenier, und hat gar “Friedenstruppen” da gelassen. Man kann also davon ausgehen, dass der jetzige Zustand nicht die ungeteilte Zustimmung Moskaus erfährt. Und es sieht nicht so aus, wie wenn Moskau etwas dagegen tun kann oder will.

Mal sehen, ob sich das nun weiter ausbreitet. Georgien, Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan, Moldau…da ist noch Luft nach oben. Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Aber ein Alarmsignal für den nahenden russischen Zusammenbruch wäre wohl nur, wenn sich Weißrussland abwendet.

Zum Umgang mit Russland

Spätestens mit dem Beginn des russischen Angriffskrieg mitten in Europa gegen die Ukraine wird wieder über das Großthema “Geld verdienen und Moral” diskutiert. Meist in Bezug auf das Konzept “Wandel durch Handel” (alternativ “Wandel durch Annäherung”), das irgendein Illusionär und/oder Naivling (vermutlich Egon Bahr) in den 60ern des vergangenen Jahrhunderts ins Spiel gebracht hat.

Schon die erste Implementierung des Konzepts, die neue Ostpolitik der sozialliberalen Koalition ab 1969, ist ja ein kapitaler Fehlschlag gewesen. Das Ende des eisernen Vorhangs und der kommunistischen Diktatur im Osten Europas endeten wegen der Pleite des Kommunismus, forciert durch die clevere Strategie “wir rüsten sie einfach tot” die maßgeblich auf Ronald Reagan zurückgeht. Mit einem nicht zu unterschätzenden Beitrags des damaligen Technologie-Embargos nebst dem beginnenden Informationszeitalters – der Neid im Osten auf den Wohlstand im Westen war m.E. ein signifikanter Treiber der friedlichen Revolution beginnend in 1989.

Besonders die Gasgeschäfte oder generell Rohstoffgeschäfte mit Russland werden ja rückblickend als irgendwie verwerflich dargestellt. Ich halte das für eine merkwürdige Einschätzung. Ich bin strikt gegen eine Vermischung von politischem Moralisieren mit wirtschaftlichen Interessen. Ist doch eine super Sache, wenn wir Gas preiswert von Russland kaufen können. Dumm war halt nur sich in die Abhängigkeit zu begeben, aber das war halt politische Kurzsichtigkeit wie sie die deutsche Energiepolitik generell seit Jahrzehnten prägt. Lange Pipelines sind der Weg in die Abhängigkeit, LNG war schon seit mindestens 40 Jahren das Mittel der Wahl um Anschluss an den Weltmarkt mit all seinen preissenkenden Konkurrenzeffekten zu bekommen. Blöd, wenn man das dann ab 2022 hektisch nachholen muss (und bis heute nicht fertig ist und bei den Lieferanten Premium-Zuschläge bezahlen darf).

Die moralische Komponente von wirtschaftlichen Transaktionen wird sowieso häufig merkwürdig einseitig betrachtet. Letztlich ist jede nicht-marktwirtschaftliche Komponente einer Überlegung wohlstandsreduzierend. Man könnte sagen: man opfert die Armen der Republik auf dem Altar der gefühlten moralischen Überlegenheit. Quasi die Definition von “unsozial”. Denn am Endergebnis ändert sich typischerweise nichts. Um es überspitzt zu formulieren: noch nie wurde ein Völkermord verhindert, indem ein deutsches Waffensystem NICHT exportiert wurde. Unter anderem deshalb, weil die ausländische Konkurrenz gerne liefert und sich nicht in Bedenkenträgerei ergeht, aber auch weil Völkermord auch mit Maschinenpistolen oder simplen Macheten funktioniert und Panzer dafür gänzlich unnötig sind.

Die Grenze würde ich dort ziehen, wo das Gefahrenmoment für uns selbst zu groß wird. Uranzentrifugen an den Iran? Schlechte Idee. Aber wie man am Beispiel Pakistan und Nordkorea sieht, sind unsere Einflussmöglichkeiten da leider begrenzt.

Unterm Strich bin ich gegen die – wie sie neuerdings genannt wird – wertebasierte Außenpolitik. Menschen und erst recht Politiker und politische Systeme ändern sich nicht, wenn man moralische Vorträge hält und sinnlose Symbolpolitik betreibt. Und die moralischen Vorträge lassen sich zudem zu Hause gut propagandistisch ausschlachten – “wir gegen die”, “gegen den Feind von außen” – das ist der Kitt, der Autokratien und Diktaturen zusammenhält. Ohne die Erzählung vom Klassenfeind wäre die glorreiche Sowjetunion kaum bis in die 90er gekommen.

Und so empfehle ich auch, dass Russland nach dem verlorenen Ukraine-Krieg recht bald wieder in die “Gemeinschaft der Völker” aufgenommen wird. Nach Zahlung von ein paar hundert Milliarden an Reparationen natürlich – Gas würde sich als Bezahlung anbieten. Auf keinen Fall hingegen Bezahlung durch Waffen aus russischer Produktion, da wissen wir ja jetzt, dass das Zeugs wirklich gar nichts taugt.

Ukraine-Update

Nach langer Zeit wollte ich mal wieder was zum aktuellen Stand des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schreiben. Stellt sich raus: meine Beschreibung vom September 2022 – ja, das ist schon über ein Jahr her – ist eigentlich immer noch zutreffend. Mit leichten Detailabweichungen bei den anstehenden Waffenlieferungen an die Ukraine.

Die seit längerem andauernden Offensivbemühungen der Ukraine haben jedenfalls noch keine signifikanten Erfolge gezeitigt, allerdings sagt das für die Zukunft wenig aus – Geschichtsinteressierten sei der “schwarze Tag des deutschen Heeres” von 1918 zu Studienzwecken ans Herz gelegt. Es scheint im Moment ein Stellungs- und Abnutzungskrieg zu sein, und aus meiner Sicht ist längerfristig unklar, ob das eher den Ukrainern oder den Russen in die Hände spielt. Die notwendigen Daten zur Bewertung wie z.B. inwiefern die russische Rüstungsindustrie in der Lage ist, ausreichend Material zu produzieren, verstecken sich im Nebel des Krieges.

Ähnlich wenig Berichtenswertes gibt es übrigens von der Scholzschen Zeitenwende. Nicht mal den adäquaten Ersatz für an die Ukraine geliefertes Material hat die Bundeswehr bzw. das Verteidigungsministerium bis jetzt in die Tat umgesetzt, und die ursprünglich versprochene Kombination aus “100 Mrd. Sondervermögen + 2% Ziel” ist schon lange ad acta gelegt worden – das denkbare Maximum scheint derzeit eine Auffütterung des Verteidigungshaushalts durch das Sondervermögen auf das 2%-Ziel in den kommenden paar Jahren. Wobei die Personalsituation bei der Bundeswehr nun auch nicht so aussieht, wie wenn man das allerneueste Material in großen Mengen überhaupt einsetzen könnte. Aber wenigstens könnte man versuchen, das alte kaputte Material instandzusetzen oder zu ersetzen. Und vielleicht mal einen anständigen Munitionsvorat anzulegen – Munition soll ja wichtig sein im Gefecht, habe ich als Ungedienter jedenfalls mal gehört.

Mehr Kindergarten wagen

Weil gerade CDU und FDP im Thüringer Landtag ein höchst sinnvolles Vorhaben zur Steuersenkung für die dortigen Bürger gegen die Minderheitsregierung durchgesetzt haben – und dieses nur mit den Stimmen der AfD tun konnte, was die versammelte Journaille nebst Linksaußenpolitiker vorhersehbar kräftig in Wallung brachte – kommt mir wieder ein altes “Handelsblatt Morning Briefing” in den Sinn, vom 2023-07-26 wenn meine Notizen stimmen. Darin wird folgende Kindergarten-Strategie im parlamentarischen Umgang mit der AfD vorgeschlagen: “Was Kretschmer allerdings nicht erwähnt: Es gibt durchaus Alternativen zum „Wir sind dagegen, weil die AfD dafür ist“. Etwa, indem die anderen Parteien bei unstrittigen Anträgen der AfD einen eigenen, inhaltlich gleichen Antrag einbringen, anstatt dem der AfD zuzustimmen.”

Das ist natürlich ein Weltklasse-Vorschlag und richtungsweisende Strategie im Umgang mit Aussätzigen – die ärgerlicherweise ja auch noch eine nicht unerhebliche Zahl an Wählern repräsentieren, aber da muss man der Demokratie eben Grenzen setzen, bei allem was Recht ist! Denn der Vorschlag trägt alle Merkmale moderner Politik, ist somit optimal kompatibel zur heutigen Zeit, vereinigt er doch Aufwandsmaximierung, rein symbolische Handlung, sinnloses virtue signalling und Verachtung des Wählers. Leisen Bedenken der letzten rational denkenden Menschen, dass es doch eigentlich egal sein müsste, von wem der Antrag formell eingereicht wird, sondern dass es mehr auf die Inhalte ankommen – dieser Häresie muss natürlich mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werden, erfordert den unverbrüchlichen Schulterschluss aller aufrechten Demokraten.

Dieselben Journalisten werden morgen dann wieder die Politikverdrossenheit der Bürger beklagen und Strategien empfehlen, um dagegen anzugehen. Und sie werden nicht in der Lage sein, das eigene Brett vor dem Kopf zu erkennen. Unempfindlichkeit gegen kognitive Dissonanz ist neben Dyskalkulie und Rechtschreibschwäche schließlich die vermutlich wichtigste Voraussetzung, um den Journalistenberuf heutzutage zu ergreifen.

Die Pointe der ganzen Sache ist natürlich, dass die CDU in Thüringen im Prinzip der Empfehlung des Handelsblatt-Journalisten gefolgt ist. Über eine Empfehlung des Journalisten, wie dann mit einem etwaigen Erfolg eines Antrags umzugehen ist, dem dann frecherweise die AfD einfach zustimmt, ist noch nichts bekannt. Der Ausschuss für Political Correctness hält wahrscheinlich noch seine diesbezügliche Krisensitzung ab.

 

Der tägliche KI-Hype

Kaum etwas nervt so sehr wie die neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Egal ob der Abgesang auf die deutsche Automobilindustrie (gerne angestimmt seit den 70ern), KI (erster Hype – 60er/70er), der-Computer-wird-alle-Arbeitsplätze-vernichten (Grüne und SPD in den 80ern), oder in jüngerer Zeit die Blockchain, eine phantastische Technologie die noch immer ihre erste sinnvolle Anwendung sucht.

Daher ein paar kurze Einordnungen zum derzeit allgegenwärtigen KI-Hype. Auslöser war ChatGPT, ein typisches Artefakt der heutigen Big-Data-Anwendungen. Wenn man nur genug Trainingsdaten in ein neuronales Netz reinsteckt, kann man für diverse Anwendungen in Kombination mit ausgefuchsten Algorithmen durchaus brauchbare Ergebnisse erzielen. DeepL ist ein gutes Beispiel dafür, kann es doch in oft akzeptabler Qualität Texte in bestimmten (aber nicht alle) Sprachen in andere Sprachen übersetzen. Und das ist vermutlich das wirklich Beeindruckende an ChatGPT: dass natürliche Sprache recht gut “verstanden” wird, und daraus wiederum plausibel klingende Sätze aus einer sehr großen Datenbasis formuliert werden können.

Leider endet da das Beeindruckende. Nach wie vor ist nicht erkennbar, dass diese KI (wenn man etwas, das ganz offensichtlich keine Intelligenz im eigentlichen Sinne besitzt, so nennen will) tatsächlich versteht, was gefragt wird. Und ebensowenig den Wahrheitsgehalt seiner Daten-und-Fakten-Sammlung, aus der sie ihre Antworten generiert, prüfen kann. Damit sind die so generierten Antworten zwar schön zu lesen (“der Vortrag war zumindest flüssig”), aber letztlich nutzlos, weil unzuverlässig.

Und damit ist die heutige beste Generation von KI leider immer noch nicht in der Lage, scheinbar simple Dinge wie “Auto fahren” auch nur einigermaßen akzeptabel hinzukriegen – siehe das beständige Scheitern der Bemühungen von Multi-Milliarden-Konzernen von Google über Tesla bis GM am doch eigentlich simplen Problem.

Damit soll jetzt nicht gesagt sein, dass viele typische Jobs heutzutage nicht jetzt oder in naher Zukunft durch KI ersetzt werden können. Bei Diversitätsbeauftragten, Call-Center-Mitarbeitern, Journalisten oder Politikern liegt die Latte derart niedrig, dass schon heutige KI überqualifiziert wirkt.

Bezüglich des oft beschworenen Fachkräftemangels, der ja eher ein Arbeitswilligenmangel ist, sind das eigentlich auch gute Nachrichten: beispielsweise in der Gastronomie wird ja händeringend Personal gesucht, das bei schlechter Bezahlung und ungünstiger Arbeitszeit echte Arbeit verrichtet. Ersatz durch KI nicht absehbar. Ein optimales Einsatzgebiet für die durch KI ersetzten Arbeitskräfte.

Trotzdem ist natürlich die Entwicklung rund um die KI im Auge zu behalten. Ein Indikator, der auf einen Qualitätssprung schließen ließe, wäre die Verfügbarkeit einer Autokorrektur im Smartphone (oder der Textverarbeitung meiner Wahl), die tatsächlich zuverlässig meine Fehler korrigiert anstatt neue oder ähnlich klingende Wörter zu verwenden, die ich auf keinen Fall gemeint habe. Oder die Verwendung einer KI in der Politik, die in der Lage ist, einem Robert Habeck unsinnige Gesetze auszureden, indem sie einfach nur die Fakten so zusammenstellt und präsentiert, dass sogar ein Grüner sie versteht – wobei, da verlange ich vielleicht zu viel, weil das schon theoretisch gar nicht möglich ist.

Gute Nachrichten für Fleischesser

Im allgemeinen Klimawahnsinn nebst CO2-Reduktionswahn ist ja kein Vorschlag zu irrsinnig, um nicht häufig laut und regelmäßig in die Diskussion gebrüllt zu werden. Das Tempolimit auf deutschen Autobahnen ist so ein immer wiederkehrender Vorschlag. Heute soll es aber mal das Thema Ernährung sein: eine Statista-Grafik nennt Zahlen zum Thema. Gut, Quelle UBA, da müsste man nochmal genauer nachlesen, die Kollegen dort sind schon häufiger durch kreative Interpretation von Datenmaterial aufgefallen. Aber nehmen wir die Werte mal so hin.

Der Unterschied pro Jahr zwischen Fleischesser und Veganer liegt demnach bei rund 700 kg CO2. Oder anders ausgedrückt 0,7t CO2. Die Ablasshändler von atomsfair nehmen gerade etwa 23€ pro t CO2 als Kompensation (nebenbei: deutlich preiswerter als die Bundesregierung, die will seit 2022 30€/t), der Fleischesser kann sich also durch eine Spende von 20€ im Jahr auf Veganer-Niveau herunterkompensieren, ohne auf Genuss zu verzichten. Da er sich sowieso preiswerter (im wahrsten Sinne des Wortes) ernährt als der durchschnittliche Veganer – das stelle ich jetzt einfach mal so als Vermutung in den Raum aufgrund von Supermarkt-Lebenserfahrung, und jeder kennt ja das Gejammer vom viel zu billigen Fleisch und vom zu teuren Obst und Gemüse, dazu noch die sündteuren Ersatzprodukte vor allem für Milchprodukte – wird er sich das locker leisten können. Ja, es steht zu vermuten, dass die vegane Lebensführung sehr viel klimaschädlicher ist als die des gewöhnlichen Mischköstler, eben weil viel teurer – also lieber preiswertes Fleisch und gesunde Milchprodukte essen und das gesparte Geld an atmosfair spenden. So geht pragmatischer Klimaschutz.

Um mal die Größenordnung klar zu machen: der Weiterbetrieb der sechs in 2021 noch verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland hätte über den Daumen gepeilt jährlich 60 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Mit anderen Worten: deutlich mehr, als alle Menschen in Deutschland, wären sie Fleischesser, durch Konvertierung zum Veganismus einsparen könnten.

TL;DR: Veganismus ist klimaschutztechnisch sehr dumm, weil der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag steht. Kernkraftwerke zu betreiben, vor allem wenn sie schon gebaut sind und viele Jahre problemlos betrieben wurden, ist klimaschutztechnisch sehr klug. Ende der Durchsage.