Herr Özdemir hielt eine Rede

Ist schon ein paar Tage her, als die Meldung durch die Nachrichten geisterte. Cem Özdemir, unser grüner Lieblingsschwabe, hat eine Auszeichnung erhalten. „Rede des Jahres 2018“, verliehen durch das Rhetorikseminar der Universität Tübingen. Hier ein Bericht des SWR über diesen Sachverhalt. Olaf Kramer, Rhetorik-Professor in Tübingen, sprach von einem „herausragenden Debattenbeitrag“ und von „Emotionalität mit starken Argumenten unterbaut“. Als ich zum ersten Mal die Meldung im Radio hörte, wurden auch ein paar Ausschnitte der Rede gesendet. Die fand ich nun ausgesprochen peinlich, von Argumenten keine Spur, es klang eher so nach beleidigtem Kleinkind im Kindergartenstreit. Naja, Medien halt, wahrscheinlich die falschen, dafür plakativen Ausschnitte der Rede gesendet – ich nahm mir vor, die gesamte Rede im Zusammenhang nochmal nachzuhören und -lesen.

Aber: ich bin (mal wieder) zu spät dran. Die fleißigen Blogger von ScienceFiles.org haben den Job schon erledigt, die Rede in ihrer ganzen Tiefe (oder besser: Flachheit) zu analysieren – hier nachzulesen.

Früher, als Wörter noch eine festgelegte und allgemein akzeptierte Bedeutung hatten, wäre die Rede vielleicht mit „Thema verfehlt“, „vollständige Abwesenheit von Argumenten“, „voller wilder Anschuldigungen ohne Begründung“, „außerordentlich schlecht strukturiert“ oder „peinliches Rumgeplärre“ kommentiert worden. Mir scheint, der Neusprech hat sich endgültig durchgesetzt. Ohne die seltenen Stimmen der Vernunft in den Weiten des Internets müsste man glatt verzweifeln.

Eine solche Rede auszuzeichnen ist äquivalent zu einer Auszeichnung einer reinen Lügengeschichte mit einem Preis für die beste Reportage. Oh stimmt ja. Der Fall Relotius. Ist ja schon passiert. Na ist doch schön, dass die Medien im Gleichklang in den Untergang marschieren. Danke an Claas Relotius, der wie kein anderer die „Fake News“ des Jahrzehnts enttarnte: nämlich das der SPIEGEL angeblich eine Recherche- und Dokumentationsabteilung unterhält, die Fakten gegenprüft, bevor ein Artikel erscheint. Haltung ist eben wichtiger als Inhalt. Weiter so. Deutschland schafft sich ab, und der Qualitätsjournalismus geht mit gutem Beispiel voran.

Von Bienen und Hummeln

Wem ist der Fauxpas in der Überschrift direkt aufgefallen? In der Wikipedia ist nachzulesen, dass die Hummel schlicht Gattung aus der Familie der „Echten Bienen“ ist. Typisch im Sprachgebrauch (und auch im Sachkundeunterricht in der Grundschule, wenn mich mein Gedächtnis nach dieser langen Zeit nicht trügt) scheint aber zu sein, dass mit der Biene eher nur die klassische Honigbiene gemeint ist (die ihrerseits so klassisch gar nicht ist – dazu später mehr), während die Hummel ähnlich der Hornisse oder der Wespe eher separat gesehen werden – und wieder ein Fauxpas: die Hornisse ist schlicht eine Wespenart. Gar nicht so einfach mit der Biologie und ihrer Systematik, die oft genug ja auch revidiert werden muss, wenn man sich die Genome dieser Viecher mal genauer anschaut.

2018 war ja ähnlich wie schon 2017 voll von Berichten zum Bienensterben, manchmal auch allgemeiner zum Insektensterben. Bemerkenswert fand ich immer die nahezu vollständige Abwesenheit nachvollziehbarer Fakten, insbesondere was denn genau zu den üblicherweise benannten Schuldigen (intensive Landwirtschaft, übermäßiger Pestizideinsatz speziell von Neonicotinoiden und natürlich von Glyphosat, Zersiedelung und Bodenversiegelung, Monokulturen, Klimawandel) an wissenschaftlich aussagekräftigem Material vor allem statistischer Natur zugrunde gelegt wird. Bei näherer Recherche konnte ich nicht mal aussagekräftige Quellen zur Aussage „Rückgang der Insektenanzahl“ oder „Rückgang der Artenvielfalt“ finden – zu windig die kümmerlichen Versuche, Insektenpopulationen auch nur annähernd quantitativ zu erfassen. In die immer lesenswerte Unstatistik des Monats hat es das Insektensterben gleich zweimal geschafft – August 2017 und Oktober 2017. Aus mickrigen Stichproben lassen sich auch mit noch so kreativer Mathematik nun mal keine validen und seriösen Erkenntnisse ableiten. Rein intuitiv würde ich vermuten, dass es bei der „Bienengesundheit“ sehr viele Einflussfaktoren gibt, beispielsweise vor allem das Wetter, das nicht unerheblich andere mögliche Faktoren überlagert oder sogar dominiert. In diesem Zusammenhang könnte der vermutete Klimawandel in Europa mit den damit einhergehenden milderen Wintern sogar ein Segen für die Bienen sein.

Stellt man sich mal ganz dumm, kann man ja mal von Helmut Kohls Weisheit „Wichtig ist, was hinten rauskommt“ ausgehen. Würde es einen merklichen Rückgang in der Bienenpopulation geben, müsste es doch anderweitig erfasste Kennzahlen geben, in denen sich das niederschlägt (bzw. wenn es sich nicht niederschlägt – muss es „uns“ denn dann überhaupt interessieren?). Ich denke da an landwirtschaftlichen Ertrag, Obst- und Gemüsepreise, Zahl der Bienenvölker, Honigproduktion – irgendwas. Ich habe recht ausführlich recherchiert, und in keiner dieser Kennzahlen etwas Stichhaltiges gefunden, was auch nur annähernd auf ein Problem hinweisen könnte. Gesichert scheint nur zu sein, dass die Honigbiene weltweit genau drei Probleme hat: die Varroamilbe, die Varroamilbe und die Varroamilbe. Dabei handelt es sich um einen vermutlich aus Asien eingeschleppten Parasiten, der vor allem die in Europa verbreiteten Honigbienenarten stark dezimieren kann. Aber selbst dieser Parasit hat es nicht geschafft, bleibenden Eindruck in irgendeiner der genannten Kennzahlen zu hinterlassen. Obwohl es im Moment kein Patentrezept gegen den Befall durch die Varroamilbe gibt, scheint man durch verschiedene Maßnahmen die Seuche ganz gut im Griff zu haben.

Nun gibt es die oft zitierte Hypothese, dass die Honigbiene durch verschiedene „Stressfaktoren“ besonders anfällig für den Befall durch die Varroamilbe ist. Klimawandel, Pestizide, Rückgang der Artenvielfalt, Monokulturen, man kann fast sagen die üblichen Verdächtigen aus dem Repertoire der Öko-Verirrten. Ich habe dazu nicht mal einen erhärteten Verdacht gefunden. Insbesondere die Tatsache, dass diverse andere Honigbienenzuchtlinien wie die östliche Honigbiene, die afrikanisierte Honigbiene oder russische Stämme (Primorski-Bienen) eher resistent sind, scheinen der Hypothese zu widersprechen. Ebenso natürlich die Tatsache, dass es über die verschiedenen Regionen hinweg keine Korrelationen zu Klimaänderungen zu geben scheint, die über „Wetter“ hinausgehen. Man wird das Problem also besser wissenschaftlich angehen – mal sehen, ob es hier in Zukunft durch Einkreuzungen gelingt, resistente Arten zu züchten. Oder gar durch Einsatz von Gentechnik? Das würde unseren Öko-Verirrten natürlich gar nicht schmecken. Gene! Im Honig! Man kann sich den Aufschrei schon jetzt ausmalen.

In Deutschland gab es übrigens tatsächlich über einige Jahre hinweg einen Rückgang bei der Zahl der Bienenvölker (hier ein interessanter Blogbeitrag eines Stadtimkers, allerdings weist er auch völlig zurecht auf die fragliche Qualität der Statistik der FAO hin, es gibt dazu weitere Beiträge, die nahelegen, dass die Zahlen genauso gut ausgewürfelt sein könnten). Das korrelierte allerdings hervorragend mit dem Rückgang der Imker. Seit die Zahl der Imker wieder steigt, steigt auch wieder die Zahl der Bienenvölker. In den USA, die bei der Industrialisierung der Landwirtschaft schon ein etwas fortgeschritteneres Stadium erreicht haben, sind die Imker übrigens üblicherweise gewöhnliche Dienstleister für die Farmer. Was ja auch irgendwie Sinn ergibt – wenn die Zahl der Bienen über Wohl und Wehe der Menschheit entscheidet (anders kann man Titel wie „Bienensterben – Wann kippt unser Ökosystem endgültig?“ im bekanntlich hochseriösen Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen (Sendung „Hart aber fair“ von 2017) wohl kaum deuten) – wie könnte man dann die Bienenhaltung und -zucht ein paar Hobby-Imkern überlassen? Auch das scheint mir ein Hinweis zu sein, dass es die behauptete Dramatik der Situation nicht ansatzweise gibt.

Ein interessanter Punkt bei den Bienen ist der Vergleich Honigbiene gegen Wildbiene. Die Honigbiene ist ja eine optimierte Züchtung, um Nektarsammelleistung, Bestäubungsleistung, Robustheit und Größe des Bienenvolkes zu optimieren. Zu den Wildbienen wiederum gehört beispielsweise die Hummel. Hier interessant: entgegen dem Eindruck, den der Volksmund mit der „fleißigen Biene“ erweckt, ist die Hummel ein viel effizienterer Bestäuber – die Hummel fängt morgens früher an, hört abends später auf, ist schneller von Blüte zu Blüte unterwegs, kann schon ab 2 Grad Außentemperatur zum Bestäubungsflug aufbrechen (die Honigbiene startet erst so bei 10-12 Grad) und ist viel unempfindlicher gegen schlechtes Wetter. Zudem gibt es Blüten, die aufgrund ihrer Struktur nur durch die langrüsseligen Hummelarten bestäubt werden können. Ja, es gibt eine Menge Details zu wissen bei dieser ganzen Problematik…inzwischen werden spezielle Zuchthummelvölker, meist Abkömmlinge der Dunklen Erdhummel, für Bestäubungszwecke vor allem in Gewächshäusern eingesetzt. Weil die Hummel halt bestäubungstechnisch die bessere Honigbiene ist. Nur für die Honigproduktion taugt sie natürlich nicht.

Amüsantes Detail am Rande: das im Biolandbau besonders gerne eingesetzte Pestizid Kupfersulfat (ist ja irgendwie „natürlich“ und deshalb aus mir unerfindlichen Gründen trotz erwiesener Schädlichkeit für allerlei Lebewesen inklusive Menschen im Biolandbau zulässig) gilt als besonders bienenschädlich. Ein klassisches Eigentor, das bevorzugt dann fällt, wenn Ideologie über Fakten steht.

Und ein weiteres Detail: sollten tatsächlich Monokulturen das Problem sein, empfehle ich den sofortigen Stopp des Biomasseanbaus zum Zwecke der Rettung unseres Klimas. Die „Vermaisung der Landschaft“ scheint mir ein relativ naheliegender Grund für einen eventuellen Rückgang bei Wildbienenarten und anderen Insekten zu sein. Laut dieser Quelle dienten bereits 2010 ganze 18% der Ackerfläche dem Biomasseanbau. Man stelle sich vor, welches Natur- und damit Insektenparadies Deutschland wäre, wenn diese 18 Prozent renaturierte Flächen wären. Und wenn man dann noch den Biolandbau zugunsten des viel weniger flächenintensiven konventionellen Landbau aufgeben würde (je nach Quelle ist der Hektarertrag von Biolandbau nur etwa halb so groß wie beim konventionellen Landbau – diesen extremen Flächennachteil kann die teils artenvielfaltschonendere extensive Landwirtschaft nicht kompensieren)…aber nicht vergessen: nicht zu viel renaturieren, denn wenn man in Deutschland eine nahezu beliebige Fläche Natur sich selbst überlässt, steht dort nach spätestens 50 Jahren nur Wald. Wald ist aber ein vergleichsweise artenarmer Naturraum, und für unsere Bienchen blüht dort entschieden zu wenig.

Um mal plakativ einen Strich drunter zu formulieren: Pseudo-Umweltschutz in Form von Biolandbau und Biomasse-Produktion ist der Biene wahrer Todfeind. Damit gilt weiterhin die alte Weisheit: gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.

Als positiven Fingerzeig für unsere Zukunft nehme ich mal mit, dass es sich beim Bienensterben, sollte es in nennenswertem Umfang existieren, wenigstens um ein potenziell seriöses Problem handelt, auch wenn man politisch zumindest in Deutschland nicht gewillt scheint, daraus die naheliegenden Konsequenzen zu ziehen, sondern eher als Thema nutzt, um auf die alten Feindbilder einzuprügeln. Auf alle Fälle wären hier Lösungen sinnvoller als für Pseudoprobleme wie CO2-Ausstoß, Spuren von Feinstaub oder Tod durch Stickoxide.

Wer ein paar Informationen und Meinungen jenseits des Mainstreams „wir werden alle sterben“ lesen will, kann einen interessanten Artikel von Georg Keckl hier nachlesen. Wie überhaupt zu biologischen und agrarischen Themen die Homepage von Georg Keckl oft interessante Artikel bietet. Der Mainstream wird eher von Filmen wie „Silence Of The Bees“ und „More Than Honey“ (oft irrtümlicherweise in der Rubrik „Dokumentarfilm“ verortet, sind es maximal Dokumentationen über clevere Propagandatricks von ähnlichem Kaliber wie die beliebten Schülerquäl- und -desinformationswerke „Silent Spring“, „Super Size Me“, „An Inconvenient Truth“, „Bowling For Columbine“ oder „Limits Of Growth“) repräsentiert. Einer näheren Betrachtung halten solche Machwerke nie stand, dazu sind die Fakten, die unzweifelhaft in homöopathischen Dosen durchaus vorkommen, zu einseitig dargestellt und durch geschickte Auslassung und fehlende Differenzierung bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Propaganda eben.

Der falsche Film

Immer häufiger komme ich mir vor wie im falschen Film. Es wird über Randprobleme berichtet und diese zum Weltproblem hochstilisiert. Es wird über politische Entscheidungen berichtet, die keine andere Zielrichtung mehr zu kennen scheinen als die Einschränkung der persönlichen Freiheit, oft unter dem Deckmantel des Umweltschutzes. Es ist zum Verzweifeln.

Wahllos herausgegriffen ein paar Themen der letzten Tage.

Von Julia Klöckner, unser aller Ernährungs- und Verbraucherschutzministerin, wird berichtet, dass demnächst der große Durchbruch bei der Sicherstellung der gesunden Ernährung der Bevölkerung bevorsteht. Natürlich steckt wieder staatliche Regulierungsabsicht dahinter, weil man ja auf keinen Fall so ein entscheidendes Thema wie „Essen“ der freien Entscheidung des Einzelnen überlassen kann. Nein, man muss haarklein der Industrie vorschreiben, was wo und wie in Fertiggerichten landen darf. Wie alle wissen, sind Zucker, Fett und Salz des Teufels und müssen dringend im Zaum gehalten werden. Auch die teuflischen zuckerhaltigen nichtalkoholischen Getränke werden zukünftig rund 15% weniger Zucker enthalten müssen. Wie genau in Zukunft verhindert werden soll, dass der Bürger beim Selbstkochen unerlaubte Zutaten verwendet – vermutlich bekommt jeder seine staatliche Nanny zugeteilt, oder das Haus wird kameraüberwacht. Bezugsscheine für eine gewisse maximale Anzahl von Kalorien im Monat scheinen auch schon in Reichweite – wo kämen wir hin, wenn hier jeder macht was er will? Wer bisher dachte, die angedachte Lebensmittelampel wäre der Gipfel des denkbaren Unsinns, muss bereits jetzt umdenken.

Gäbe es noch Reste von gesundem Menschenverstand, man würde einfach alle Inhaltsstoffe in allen Nahrungsmitteln präzise auflisten und dem mündigen Bürger die Entscheidung überlassen. Bei etwas so Simplem wie der Einführung einer Impfpflicht, wo Uneinsichtige Leib und Leben der Schwächsten unserer Gesellschaft einfach aus Jux und Dollerei durch Impfverweigerung gefährden, sieht man verfassungsrechtliche Probleme wegen des Eingriffs in die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen. Bei der Ernährung scheint es solche Bedenken nicht zu geben, obwohl hier von Fehlentscheidungen des Einzelnen keinerlei Gefährdung von anderen ausgeht.

Die Tabakindustrie soll verpflichtet werden, eine neue Abgabe zu leisten, mit der beispielsweise die Reinigung von Straßen und Plätzen finanziert werden soll. Weil Zigaretten ja „Einwegwaren“ sind, und diese Vermüllung der Umwelt damit die Schuld des Produzenten ist. Die Konsumenten hingegen sind ja quasi gezwungen, die Kippen irgendwo in die Landschaft zu werfen, Alternativen scheint es nicht zu geben. Die Idee ist ungefähr intellektuell auf einem Niveau, einem Kettensägenhersteller die Abholzung des tropischen Regenwalds zur Last zu legen (ironischerweise gab es das auch schon – im Bereich der Pseudo-Umweltschützer gibt es eben besonders viele intellektuell herausgeforderte und eher einfach strukturierte Menschen).

Gäbe es noch Vernunft in der Politik, man würde einfach das Wegwerfen von Müll (und damit auch von Zigarettenkippen) mit empfindlichen Strafen belegen, und das Problem hätte sich ganz einfach nach dem Verursacherprinzip erledigt.

Die EU hat neue CO2-Grenzwerte für PKWs beschlossen. Mal eben eine reale Verbrauchsreduzierung gegenüber den für 2021 verbindlichen Grenzwerten (die auch schon eher ambitioniert sind) von schlappen 37,5% peilt man für 2030 an. Flottenverbrauch versteht sich, wehe also dem Hersteller, dessen Kunden sich vermehrt für große, schwere,leistungsstarke Fahrzeuge entscheiden. Und gut für die Hersteller, die ihre Kunden für mehr Elektroautos begeistern können, denn das E-Auto wird natürlich als CO2-frei geführt – der Auspuff steht schließlich woanders. Natürlich jammert die Automobilindustrie darüber, wer lässt sich schon gerne Firmenstrategie und Modellpolitik von der Politik vorschreiben – aber bezahlen wird es selbstverständlich der Endkunde. Den preiswerten, nicht ins Letzte verbrauchsoptimierten kleinen Benziner für den Wenigfahrer, der aber trotzdem uneingeschränkt langstreckentauglich ist für den Fall der Fälle, den wird es schlicht nicht mehr geben. Der PKW, die individuelle Mobilität, wird zum Luxusgut werden – etwas, das die Pseudo-Umweltschützer von den Grünen ja schon seit Jahrzehnten planen (siehe auch „5 Mark für den Liter Benzin“ – man hat daraus gelernt und geht nun viel subtiler vor). Der ÖPNV wird mangels Konkurrenz dann noch schlechter und teurer werden, falls das überhaupt noch möglich ist. Naja, vielleicht bleiben die Oldtimer von der Regulierungswut vorübergehend noch verschont, dann könnten wir uns es in einem „kubanischen Szenario“ noch mit einer gewissen Restgemütlichkeit einrichten. Und die wenigen verbliebenen Wohlhabenden werden sich freuen, wenn der Pöbel nicht mehr die Straßen verstopft.

Würde jemand halbwegs Intelligentes auch nur fünf Minuten darüber nachdenken, würde man schlicht den Treibstoff nach seiner CO2-Intensität besteuern und dem Markt die Entscheidung und Optimierung überlassen. Wer viel fährt, würde viel bezahlen müssen. Wer wenig fährt, wenig. Wer viel fährt, würde in Hochtechnologie zur Verbrauchsreduzierung investieren, weil es sich lohnt. Wer wenig fährt, müsste nicht unsinnig Geld für nutzlose Technologie ausgeben, die dann ineffizient in der Gegend rumsteht. Und wer ordentlich Gas gibt, würde auch ordentlich zur Kasse gebeten werden. Wir hätten einen echten Wettstreit der Technologien – Benziner, Diesel, Autogas, Erdgas, Biotreibstoffe, elektrisch betriebene Fahrzeuge, oder Hybride aus verschiedenen Technologien – nur regulierungswütige, besonders dumme Politiker glauben schon heute zu wissen, welche Technologie die „beste“ (für wen? Für welches Ziel?) sein wird.

Gäbe es noch Restintelligenz bei den Wahlbürgern, man würde dieses Politikerpack einfach zum Teufel jagen. Was uns in den letzten dreißig Jahren schon alles unter dem Deckmantel von Umwelt- und Gesundheitsschutz verkauft wurde, ist eine lange und trauriger Aneinanderreihung von sinnlosen und teils kontraproduktiven Verboten, Subventionen und Regulierungen. Der alte Spruch von Ronald Reagan über die drei Phasen des staatlichen Handelns, nie war er aktueller: „If it moves, tax it. If it keeps moving, regulate it. If it stops moving, subsidize it.“

Ich kann kaum ausdrücken, wie sehr mich dieser Nannystaat anwidert. Ich kann nur hoffen, dass sich der Rest der Welt diesem Irrsinn noch zumindest während meiner Lebzeiten widersetzt, so dass es noch valide Auswanderungsziele gibt. Wenn bis dahin Auswanderung überhaupt noch zugelassen wird. Mit Mauerbau haben wir ja auch reichlich Erfahrung, und die Geschwindigkeit staatlicher Freiheitsbeschränkungen lässt nicht ausschließen, dass man das alsbald für eine gute Idee halten wird.

Gedanken zum Klima

Es ist mal wieder Klimakonferenz, und die Gazetten sind voll mit Berichten, Prognosen und Horrormeldungen rund um die kommende (oder schon im vollen Gange sich befindliche) Klimakatastrophe. Zeit, mal ein paar Nägel zum Thema reinzuhauen. Denn die alarmistische Fraktion der Klimawandelgläubigen hat ihre tollen Tage. Anno 2017 habe ich mich in leicht anderem Kontext schon einmal dazu geäußert, an der Sachlage hat sich eigentlich nichts geändert. Auch dieser Artikel von Peter Heller hat an Aktualität nichts eingebüßt.

Bevor ich starte – meine eigene Position ist die des „Lukewarmers“ auf der Skeptikerseite. Im Detail: skeptisch ob der angekündigten Katastrophe, sicher ob der strahlenphysikalischen Eigenschaften von CO2, skeptisch ob des Outputs der Klimamodelle, skeptisch ob der Genauigkeit derzeitiger und vergangener Messungen der Temperaturen, skeptisch ob der kommenden Mehrkosten aufgrund des menschengemachten Klimawandels, skeptisch ob der Höhe des menschlichen Beitrags zur Klimaerwärmung, verzweifelt ob der medialen Darstellung des Stands der Wissenschaft.

Meine eigene „Klimareise“ begann Mitte der 1990er mit einem Workshop im Rahmen meines Energietechnik-Nebenfachstudiums unter dem Oberthema „Derzeitige und zukünftige Energieversorgung und Umweltbelastung in der BRD“ – jeder Student bereitete eine ausführliche Präsentation zu einem bestimmten Teilthema vor, meines war „Treibhausproblematik und CO2“. Weil ich das Thema recht spannend fand, las ich damals den kompletten IPCC-Bericht von 1995 („Second Assessment Report“) durch. Drei große Wälzer (ja! In echt gedruckt!) mit zusammen wenn ich mich recht erinnere über 2000 Seiten.

Aus meiner Sicht hat sich auf der wissenschaftlichen Seite seit damals nicht viel Fortschritt ergeben. Man hat eine Menge Aufwand in die ständige Verfeinerung diverser Klimamodelle gesteckt, die aber leider qualitativ immer noch unter aller Sau sind – und weiterhin einer sauberen Validierung und Verifikation harren, ein für mich als Softwareentwickler unbegreiflicher Vorgang. Ebenso unbegreiflich, dass es immer noch unzählige gefrickelte Modelle gibt, deren Output sich munter widerspricht, und keiner versucht mal, weltweit die besten Köpfe zusammenzustecken und mit höchster Qualität ein verifizier- und validierbares Modell zu bauen. Wir reden hier doch über das angeblich größte Problem der Menschheit, und wenn man entscheiden will, welche Maßnahmen zu treffen sind, braucht man zwingend ein brauchbares Vorhersagemodell, was diese Maßnahmen denn bringen im Vergleich zu ihren Kosten. Und man sollte ein auf regionaler Ebene einigermaßen präzises Modell haben, denn die Klimaerwärmung bringt ja nicht nur potenziell Nachteile, sondern auch Vorteile, und die müssen abgewogen werden.

Was weiß man denn heute mit Sicherheit (Vorsicht: diverse Die-Hard-Skeptiker werden auch das, was ich jetzt als „sicher“ bezeichne, rundweg verneinen – deshalb werden auch gerne diese unwissenschaftlichen Die-Hard-Skeptiker zitiert, um alle nicht-Alarmisten zu diskreditieren. „Guilt by association“ ist so ein typischer Argumentationsstrohmann, der die Diskussionen oft so unerquicklich macht)?

  • CO2 ist ein Treibhausgas.
  • Die menschengemachten CO2-Emissionen sind weit überwiegend für die Erhöhung der CO2-Konzentration der Atmosphäre verantwortlich.
  • Die strahlenphysikalische Wirkung von CO2 ist geklärt
  • Eine Verdoppelung der CO2-Konzentration der Atmosphäre erhöht die Durchschnittstemperatur der Erde um etwa 0,8 Grad.
  • Seit Ende des 19. Jahrhunderts steigen weltweit die Temperaturen, dabei gab es zwei starke Erwärmungsphasen (grob 1880-1945 und 1970-20xx), wovon nur die zweite Erwärmungsphase etwas mit CO2 zu tun haben kann (während der ersten Phase war der menschengemachte CO2-Ausstoß schlicht viel zu gering)
  • Schäden aus wetterbedingten Naturkatastrophen sind höher als in der Vergangenheit (unklar hingegen, ob das nicht nur am höheren Wohlstand und bereitwilligem Eingehen von vermeidbaren Risiken liegt)

Was weiß man heute mit ziemlicher Sicherheit?

  • Ein weiteres wichtiges Treibausgas ist Wasserdampf – da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, ist es sehr wahrscheinlich, dass es einen Rückkopplungseffekt gibt und durch vermehrten Wasserdampf in der Atmosphäre es bei einer 0,8-Grad-Erwärmung durch CO2 zu einer zusätzlichen Erwärmung von etwa 0,4 Grad aufgrund des zusätzlichen Wasserdampfs kommt

Was ist weitgehend strittig?

  • Wie präzise sind die Klimarekonstruktionen der Vergangenheit? Inwiefern ist die Validität der diversen Proxys (Baumringe, Sedimente, Eisbohrkerne) gesichert?
  • Sorgen steigende Temperaturen für eine größere Wahrscheinlichkeit von wetterbedingten Naturkatastrophen (Stürme, Überflutungen, Starkregen etc.)
  • Welcher Anstieg des Meeresspiegels ist zu erwarten?
  • Ist Anpassung an Klimaerwärmung preiswerter als CO2-Minderung?
  • Was sind preiswerte Maßnahmen zur CO2-Minderung?
  • Wie sind die Rückkopplungseffekte durch die Wolkenbildung – negative oder positive Rückkopplung?
  • Gibt es Rückkopplungseffekte auf oder durch die diversen großen Meeresströmungen und die Ozeane?
  • Verändern sich bisher stabile Wettermuster in Richtung Instabilität?
  • Wie werden sich regionale Wettermuster insbesondere bezüglich Niederschlagsmenge und -häufigkeit ändern?
  • Sind die Rückkopplungseffekte durch die CO2-induzierte Erwärmung positiv oder negativ?
  • Wie entwickelt sich zukünftig die Sonnenaktivität und was sind die Auswirkungen auf unser Klima?
  • Was führte zur ersten Phase der Erwärmung nach dem Ende der „kleinen Eiszeit“?
  • Woran werden wir erkennen, wann die nächste Eiszeit vor der Tür steht?

Und das waren jetzt nur die Punkte, die mir so spontan eingefallen sind. In Summe könnte man auch sagen: nix genaues weiß man nicht. Was es besonders schwer macht, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen – im Angesicht dieser Unsicherheit ist man ja fast gezwungen, ausschließlich auf „no-regret-Maßnahmen“ zurückzugreifen, will man dramatische Fehlallokationen vermeiden. Denn wenn man teure Maßnahmen zur CO2-Reduktion ergreift, diese aber aus welchem Grund auch immer nicht zu einem gewünschten Aufhalten des Klimawandels führt (beispielsweise weil der Rest der Welt keine Reduktionsmaßnahmen ergreift, weil die CO2-Sensitivität doch niedriger als gedacht ist etc.), steht dieses Geld nicht mehr für notwendige Anpassungen an das geänderte Klima zur Verfügung.

Nun verfolge ich die Diskussion und Forschung nicht mehr ganz so leidenschaftlich wie Mitte der Nullerjahre, es ist also nicht auszuschließen, dass es inzwischen das perfekte Modell gibt, wir endlich wissen welche Maßnahmen kosteneffektiv sind und wir die Klimasensitivität genau bestimmen konnten. Wer mehr weiß, darf mir gerne mailen.

Es ist ja auch so, dass es Stand heute genau eine großtechnische und weitestgehend kostenneutrale Möglichkeit gibt, CO2 einzusparen: die Nutzung der Kernspaltung. Mal als grober Anhaltspunkt: Frankreich und die Schweiz haben gemessen am BIP nur den halben pro-Kopf-Ausstoß von CO2 gegenüber Deutschland. Weil Frankreich eben viel Kernenergie und recht viel Wasserkraft, die Schweiz viel Wasserkraft und recht viel Kernenergie nutzt, Deutschland hingegen viel Kohle (und demnächst die letzten Kernkraftwerke abschalten wird, was diese Bilanz noch deutlich zu unseren Ungunsten verändern wird). Deshalb irritiert es mich maßlos, wenn dieselben Personen einerseits den menschengemachten Klimawandel als das entscheidende Problem der Menschheit darstellen, gleichzeitig aber den Ausbau der Kernenergie rundweg ablehnen. Das ist kognitive Dissonanz vom allerfeinsten. Oder man kann daraus schließen, dass die Sache mit dem Klimawandel offenbar doch nicht so schlimm sein kann, wenn man nicht mal bereit ist so etwas komplett harmloses wie die Kernenergie als Lösung ins Auge zu fassen.

Wenn man es ernst meint mit der Reduktion von CO2-Emissionen, dann schlage ich folgenden verhältnismäßig preiswerten Weg vor: konsequenter Ausbau der Kernenergie und Nutzung derselben sowohl für Strom- als auch Wärme- und Treibstoffproduktion. Entwicklung kleiner, transportabler Reaktoren, um beispielsweise Meerwasserentsalzung für Trinkwasseraufbereitung und Bewässerungszwecke weltweit einfach und preiswert zur Verfügung stellen zu können. Scheint mir doch relativ einfach und übersichtlich zu sein, man müsste nur aufhören den Panikmachern der Anti-Kernkraft-Fraktion zuzuhören und wieder einen rationalen Diskurs beginnen. Aber vermutlich wird jetzt wieder jemand mit der ungelösten Endlagerfrage kommen – abgesehen davon, dass diese Frage schon lange gelöst ist, zeigt das sehr eindrucksvoll, wie klein in den Augen dieser Menschen doch das Problem des Klimawandels zu sein scheint, wenn eine mögliche, sehr unwahrscheinliche lokale Gefährdung einiger weniger Menschen in sehr ferner Zukunft als wichtiger dargestellt wird als die Verhinderung einer kommenden Klimakatastrophe, die ja angeblich das größte Problem der Menschheit sein soll.