Eine neue elegante Beleidigung

Seit ich mir Anfang der 90er ein Modem zugelegt habe, bin ich in Diskussionsforen aktiv. Fidonet, Mausnetz, Usenet, später in Webforen. Die meisten zeichneten sich durch harte Diskussionen durchsetzt mitunter von nicht sehr freundlichen Kommentaren aus. Manchmal holzhammerartige Angriffe wie “Du schwurbelst Schwachsinn” oder “So eine Grütze habe ich lange nicht gelesen”, teilweise etwas subtiler und vordergründig höflicher wie “Diese Betrachtung erscheint mir deutlch zu unterkomplex” oder “Intellektuell einfacher strukturierte Menschen haben, wie man hier erkennen kann, ja öfter Pech beim Nachdenken”.

Jetzt endlich gibt es im Arsenal eine neue Beleidigung, die zumindest für den Moment durchaus Eleganz verströmt: “Hat das eine KI geschrieben?” Da schwingen gleich multiple Vorwürfe mit: “schön formuliert, leider falsch”. “Inkohärenter und unlogischer Schwachsinn”. “Nicht mal etwas Mühe gegeben, sondern das Schreiben einer Maschine überlassen – was für eine Verachtung der Mitdiskutanten”.

Das Ganze passt natürlich nur so lange, bis tatsächlich ein signifikanter Anteil der Diskussionsbeiträge durch KI-Bots erzeugt werden. Manche sagen, dieser Punkt sei schon lange erreicht bzw. überschritten, insbesondere in Anbetracht der russischen Trolloffensive in diversen Diskussionsforen seit mindestens Februar 2022. Ich glaube das nicht – die Beiträge sind überwiegend hanebüchen und in katastrophal schlechtem Deutsch oder Englisch formuliert, ich kann mir nicht vorstellen dass Russland bei der KI so viele Jahre dem Stand der Technik hinterherhinkt. Insofern passt diese Beleidigung als Reaktion leider nur bei den seltenen Beiträgen, die nicht vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern strotzen.

Die vier Phasen des Abstiegs

Der Brückeneinsturz zu Dresden ist Anlass für diese Überlegung. Woran erkennt man, dass sich eine Volkswirtschaft in einem Abwärtsstrudel befindet? Eine Skizze anhand des Zustandes der Straßenverkehrsinfrastruktur.

Der Normalzustand einer entwickelten wohlhabenden Industrienation ist eine einwandfreie, sichere und leistungsfähige Infrasruktur. Neubau und Instandhaltung laufen kontinuierlich, alternde Bausubstanz wird rechtzeitig saniert oder abgerissen und neu gebaut. Westdeutschland in den 80ern und 90ern dürfte ein gutes Beispiel für diesen Zustand sein.

Verlässt ein Land diesen Zustand, beginnt zuerst die Phase der Einschränkungen. Auf den Autobahnen werden Spuren gesperrt, Sanierungen dauern ewig und werden zeitlich zwecks Einsparungen lange gestreckt, es wird von der Substanz gelebt. Der Standstreifen wird temporär auf stark belasteten Strecken als Fahrspur freigegeben. Auch gerne genommen: Tempolimit auf Brücken, LKWs müssen Mindestabstände einhalten. So etwas wie der Einsturz einer Brücke ist aber immer noch nur im Falle von Naturkatastrophen denkbar.

Die nächste Phase des Niedergangs erleben wir jetzt. Das Prüfsystem für Infrastrukturteile wie Brückenbauwerke ist noch intakt und stellt den Niedergang fest – am Beispiel der Dresdner Carolabrücke verdeutlicht: die letzte TÜV-Untersuchung von 2021 ergab gravierende Mängel und Zweifel an der Brückenstabilität. Leider folgt aus diesem Prüfergebnis aber nichts mehr, weil die Verantwortlichen entweder zu dumm oder zu bösartig sind und Geld lieber für ideologischen Quatsch ausgeben als für den Erhalt der Infrastruktur. Diese Phase ist also gekennzeichnet durch ein Umsetzungsdefizit, nicht durch ein Erkenntnisdefizit – jedenfalls was gebildete, logisch denkende Menschen angeht. Dresdner Verantwortliche haben ja bis zuletzt den schlechten Zustand der Brücke geleugnet und sogar verhindert, dass der Öffentlichkeit eine ehrliche Bestandsaufnahme zur Verfügung gestellt wird. Nebenbei: dass die überregionale Presse sowie Rundfunk und TV solche Skandale, die auch Leib und Leben gefährden, nicht mehr für berichtenswert hält (oder alternativ: nichts davon wusste), ist ebenso erschreckend wie erwartet.

Die kommende Phase wird dann das Einstellen der Prüfbemühungen sein. Wenn aus Prüfungsergebnissen keine Aktion mehr abgeleitet wird, ist es ja nur folgerichtig, dass man wegen Sinnlosigkeit die Prüfungen einfach unterlässt. Spart Geld und ändert nichts. Dann können wir endlich wieder alle zusammen völlig überrascht davon sein, wenn irgendwo in Deutschland eine Brücke einstürzt.

Willkommen in Absurdistan. Die Dümmsten der Politiker werden jetzt wieder ein Aufheben der Schuldenbremse fordern, weil man ja die eigentlich für die Infrastruktur gedachten Einnahmen aus KfZ-Steuer und Mineralölsteuer (in gigantischer Höhe! Aber klar, die müssen ja auch noch zur Quersubvention des Schienenverkehrs herhalten) für anderweitige, sinnlose Ausgaben verplant hat.

Der tägliche KI-Hype

Kaum etwas nervt so sehr wie die neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Egal ob der Abgesang auf die deutsche Automobilindustrie (gerne angestimmt seit den 70ern), KI (erster Hype – 60er/70er), der-Computer-wird-alle-Arbeitsplätze-vernichten (Grüne und SPD in den 80ern), oder in jüngerer Zeit die Blockchain, eine phantastische Technologie die noch immer ihre erste sinnvolle Anwendung sucht.

Daher ein paar kurze Einordnungen zum derzeit allgegenwärtigen KI-Hype. Auslöser war ChatGPT, ein typisches Artefakt der heutigen Big-Data-Anwendungen. Wenn man nur genug Trainingsdaten in ein neuronales Netz reinsteckt, kann man für diverse Anwendungen in Kombination mit ausgefuchsten Algorithmen durchaus brauchbare Ergebnisse erzielen. DeepL ist ein gutes Beispiel dafür, kann es doch in oft akzeptabler Qualität Texte in bestimmten (aber nicht alle) Sprachen in andere Sprachen übersetzen. Und das ist vermutlich das wirklich Beeindruckende an ChatGPT: dass natürliche Sprache recht gut “verstanden” wird, und daraus wiederum plausibel klingende Sätze aus einer sehr großen Datenbasis formuliert werden können.

Leider endet da das Beeindruckende. Nach wie vor ist nicht erkennbar, dass diese KI (wenn man etwas, das ganz offensichtlich keine Intelligenz im eigentlichen Sinne besitzt, so nennen will) tatsächlich versteht, was gefragt wird. Und ebensowenig den Wahrheitsgehalt seiner Daten-und-Fakten-Sammlung, aus der sie ihre Antworten generiert, prüfen kann. Damit sind die so generierten Antworten zwar schön zu lesen (“der Vortrag war zumindest flüssig”), aber letztlich nutzlos, weil unzuverlässig.

Und damit ist die heutige beste Generation von KI leider immer noch nicht in der Lage, scheinbar simple Dinge wie “Auto fahren” auch nur einigermaßen akzeptabel hinzukriegen – siehe das beständige Scheitern der Bemühungen von Multi-Milliarden-Konzernen von Google über Tesla bis GM am doch eigentlich simplen Problem.

Damit soll jetzt nicht gesagt sein, dass viele typische Jobs heutzutage nicht jetzt oder in naher Zukunft durch KI ersetzt werden können. Bei Diversitätsbeauftragten, Call-Center-Mitarbeitern, Journalisten oder Politikern liegt die Latte derart niedrig, dass schon heutige KI überqualifiziert wirkt.

Bezüglich des oft beschworenen Fachkräftemangels, der ja eher ein Arbeitswilligenmangel ist, sind das eigentlich auch gute Nachrichten: beispielsweise in der Gastronomie wird ja händeringend Personal gesucht, das bei schlechter Bezahlung und ungünstiger Arbeitszeit echte Arbeit verrichtet. Ersatz durch KI nicht absehbar. Ein optimales Einsatzgebiet für die durch KI ersetzten Arbeitskräfte.

Trotzdem ist natürlich die Entwicklung rund um die KI im Auge zu behalten. Ein Indikator, der auf einen Qualitätssprung schließen ließe, wäre die Verfügbarkeit einer Autokorrektur im Smartphone (oder der Textverarbeitung meiner Wahl), die tatsächlich zuverlässig meine Fehler korrigiert anstatt neue oder ähnlich klingende Wörter zu verwenden, die ich auf keinen Fall gemeint habe. Oder die Verwendung einer KI in der Politik, die in der Lage ist, einem Robert Habeck unsinnige Gesetze auszureden, indem sie einfach nur die Fakten so zusammenstellt und präsentiert, dass sogar ein Grüner sie versteht – wobei, da verlange ich vielleicht zu viel, weil das schon theoretisch gar nicht möglich ist.

Kirchenflucht

Landauf, landab wurde über die Austrittswelle bei der katholischen Kirche in 2022 in Deutschland berichtet. Hier eine schöne Statista-Infografik dazu. So weit, so wenig ungewöhnlich – dass in Deutschland die Zahl der Kirchenaustritte nicht unerheblich ist, ist quasi eine Konstante der letzten 40 Jahre. Und auch wenig verwunderlich – so sehr ich ein Fan der christlichen Werte bin (ich halte sie für eine der besten Ideen der Menschheitsgeschichte), so wenig war und bin ich ein Fan von dem, was man unter “Amtskirche” versteht. Nimmt man die Einzeltatbestände “Kirchensteuer” und “Missbrauchsskandel” zusammen, hat man ja schon eine allemal ausreichende Sammlung an gewichtigen Gründen, diesem Verein den Rücken zu kehren.

Nicht, dass es bei der evangelischen Kirche besser wäre: nicht umsonst wird diese von Spöttern als “die AG Singen und Beten der Grünen” bezeichnet. Anstatt sich um die christlichen Werte zu kümmern, wird hier gerne grüne Politik gemacht – eventuell im guten aber absurd falschen Glauben, dass Ökologismus nach marxistisch-grüner Ideologie irgendwas mit “Bewahrung der Schöpfung” und “Umwelt- und Naturschutz” zu tun hat. Und jede Institution, bei der eine Person wie Margot Käßmann eine leitende Funktion erlangen kann, ist logischerweise zurecht dem Tode geweiht und auch intellektuell bankrott.

Offen bleibt, wann die Konsequenzen folgen. Nachdem nun deutlich weniger als 50% der Deutschen Kirchenmitglieder sind, wäre es an der Zeit, die Repräsentanz der Kirchen in den diversen Gremien mal zu hinterfragen. Gut, für die Merkel’sche Ethikkommission zum Atomausstieg kommt diese Idee leider zu spät, und da haben sich nicht nur die Kirchenvertreter an den kommenden Generationen versündigt.

Gewundert hat mich immer, dass sich das Wehklagen der Kirchen ob dieser Austritte doch in Grenzen hielt. Aufschluss gibt hier die Statistik der Kirchensteuereinnahmen: bis einschließlich 2019 ein sauberer stetiger Zuwachs. Solange die Kasse stimmt, kann man auf Mitglieder wohl leichteren Herzens verzichten.

Im Übrigen würde ich mir von unseren Qualitätsjournalisten und -statistikern wünschen, die Kommunikation etwas trennschärfer vorzunehmen. Die Gruppen “Christen”, “Gläubige” und “Kirchenmitglieder” haben zwar Schnittmengen, sind aber ganz sicher nicht deckungsgleich und keineswegs als Synonyme austausch- und verwendbar.

Zeitenwende und Zustand der Bundeswehr

Es ist nun schon ein Weilchen her, als Olaf Scholz im Bundestag die “Zeitenwende” inklusive “Sondervermögen” (Neusprech für: Schattenhaushalt) für die Bundeswehr angekündigt hat. Es war am 27. Februar diesen Jahres, die Älteren werden sich erinnern.

Nun hat man in Deutschland vor allem seit Ende des Kalten Krieges, aber eigentlich schon seit Ende der 70er/Anfang der 80er die Bundeswehr sowohl personell als auch materiell eher heruntergefahren. Eventuelle Etaterhöhungen sind nie in der kämpfenden Truppe gelandet, sondern stets in der Bürokratie, in komplizierten Ausschreibungsverfahren, und viel zu teure Rüstungsvorhaben und Prestigeprojekte ohne militärischen Wert. Und komischerweise ging nach Verkündung des 100-Milliarden-Euro-Honigtopfes auch die Diskussion direkt los mit diversen Rüstungsvorhaben, die zehn bis vielleicht sogar vierzig Jahre – man denke an das FCAS-Projekt in Partnerschaft mit Frankreich, geplante erste Indienststellung 2040, real also frühestens 2050 – bis zur Vollendung brauchen.

Nun ist Haushaltspolitik ja immer eine komplizierte und ggf. langwierige Sache. Aber es gibt auch für Beschaffung bei der Bundeswehr einen “Fast-Track” für kleinere Vorhaben, in Fachkreisen “25Mio-Vorlage” genannt. Damit kann das BAAINBw – eine Monsterbehörde, ansässig in Koblenz, die hauptverantwortlich für die Materialbeschaffungsmaßnahmen von der Planung bis zur Durchführung entlang der typischen Ergebnisse “zu spät, zu teuer, und weitgehend nutzlos” ist – kleinere Rüstungsvorhaben ohne langwierigen politischen Genehmigungsprozess durchführen.

Man weiß seit geraumer Zeit, dass die Bundeswehr insbesondere an zu viel nicht einsatzbereitem Material (man informiere sich mal über “dynamisches Verfügbarkeitsmanagement” und staune über den Einfallsreichtum, der bei solchen Neusprech-Wortkreationen möglich ist) und sehr dünnem Munitionsbestand (man spricht von “ausreichend für 2 Tage Krieg”, was wiederum den Kritikern seit Tag 1 recht gibt, dass die Bundeswehr nur dazu taugt, den Feind so lange aufzuhalten, bis das richtige Militär eingreift) leidet. In der Ausbildung der Soldaten ist Übungsmunition und Übungsschießen mit scharfer Munition eher selten, und das führt natürlich zu fatalen Mängeln. Untrainierte Soldaten sind im Ernstfall Kanonenfutter. Insbesondere in einer Demokratie ist dieser Zustand unerträglich.

Nun hat der Krieg in der Ukraine ja verschiedene Erkenntnisse gebracht. Z.B., dass insbesondere nicht ganz so moderne Kampfpanzer für moderne Panzerabwehrwaffen eher so Ziele wie beim Tontaubenschießen sind. Oder, dass reichweitenstarke und zielgenaue Artillerie ein Schlüssel zum Erfolg ist. Oder, dass preiswerte kleine Drohnen sehr gut zu Aufklärungszwecken verwendet werden können. Oder, dass gesicherte Kommunikationsstrecken wichtig sind. Oder, dass es bei so manchem Material wie Munition von Vorteil ist, wenn man größere Mengen vorrätig hat, weil im Ernstfall Nachbeschaffung eher schwierig und/oder zeitaufwändig ist.

Unnötig zu sagen, dass die Bundeswehr in allen Bereichen katastrophal schlecht auf den Verteidigungsfall vorbereitet ist – besonderes Highlight ist die Geschichte mit der noch analogen Funktechnik, die nicht mal eine Kommunikation mit den NATO-Partnern im Gefecht ermöglicht. Und dieser katastrophale Zustand ist seit mindestens drei Jahrzehnten jedem Verantwortlichen klar und bewusst, und die politische Strategie scheint zu sein, dass man darauf hofft, dass es im Ernstfall schon die NATO-Partner richten werden. Es war Trumps Verdienst, regelmäßig in Erinnerung zu rufen, dass die NATO ein Verteidigungsbündnis mit Bringschuld aller Partner ist, und nicht ein US-Schutzschirm für den Notfall. Lehren aus Trumps Erinnerungen hat man jedoch keine gezogen. Aber dazu war ja nicht mal ein heißer Konflikt vor der Haustür wie der Ukraine-Krieg – tödlich und mitten in Europa – in der Lage. Man wurschtelt rum, von einem Fettnapf in die nächste Verlegenheit stolpernd. Und plant die nächste Goldrandlösung – besonders teuer durch besonders sinnlose Detailanforderungen und niedriger Stückzahlen.

Wir werden von Totalversagern regiert. Und das bezieht sich keinesfalls nur auf die jetzige Regierung und die jetzige Verteidigungsministerin. In diesem Falle kann man nicht mal sagen, dass der Niedergang mit Ursula von der Leyen als Verteidigungsministerin begonnen hat – nein, die Misere dauert schon sehr viel länger, und der Fisch stinkt vom Kopf her. Schmidt, Kohl, Schröder, Merkel, und ihre jeweilige Ministerriege (oder muss man jetzt “Ministrierende” sagen?). Es ist immer schlimmer geworden über die Jahrzehnte. Unsere Flinten-Uschi hat den Niedergang höchstens noch etwas beschleunigt.

Ich glaube an die Zeitenwende, sobald eindeutig sichtbar wird, dass man aktiv die Ausrüstungsmängel der Bundeswehr behebt. Durch tatsächliche, nicht durch geplante Beschaffungen. Prognostizierter Glaubensbeginn: kurz nach dem Sankt-Nimmerleinstag.

Zum Tode der Queen

Es dürfte wohl kaum jemandem möglich gewesen sein, die Nachricht NICHT mitbekommen zu haben: Queen Elizabeth II. ist verstorben, heute ist die Beerdigung in London mit wirklich großer Zeremonie.

Nun wurde in den letzten Wochen sehr viel berichtet. Interna aus dem Königshaus, die einen normalen Menschen wohl eher weniger interessieren. Die Lebensgeschichte der Queen, die mich eigentlich sehr interessiert – denn es wurde ja sehr überwiegend positiv über ihre Verdienste und ihr Lebenswerk berichtet. Allerdings musste ich feststellen, dass man kaum etwas herausdestillieren kann, das man als “Lebensleistung” titulieren könnte – abgesehen von ein paar lustigen Anekdoten. Hat sie gewichtige Worte gefunden, um Missstände anzuprangern? Hat sie diplomatische Erfolge gefeiert, wo andere versagt haben? Hat sie Einfluss genommen auf die Politik, wie es sich viele Kommentatoren immer gewünscht haben – vom Falkland-Krieg bis zum Brexit? Nein. Die Queen schwieg beharrlich, blieb neutral, hielt sich strikt ans Zeremoniell und die althergebrachten Regularien. An die Grundidee der konstitutionellen Monarchie.

Und das ist auch vermutlich die größte Leistung von Queen Elizabeth II. gewesen: sie hat die Rolle der Königin ohne Macht, der modernen Monarchin in einer Demokratie, einfach perfekt verkörpert, hat sich immer im Hintergrund gehalten, hat den Dingen ihren Lauf gelassen, hat den Versuchungen, sich in tagesaktuelle Themen einzumischen, immer widerstanden. Und letztlich hat sie dadurch auch Stabilität vermittelt. Stabilität durch Nichtäußern und Nichteingreifen. Sie wäre so ein großes Vorbild für unsere aktionistische bis aktivistische Politik. Mindestens aber für Herrn Steinmeier.

Confirmation Bias am einfachen Beispiel illustriert

Ich hatte es in einem früheren Beitrag schon mal vom Thema “Confirmation Bias” und “Inselbegabung”. Beides findet man häufig in Blogbeiträgen von Menschen, die sich in bestimmten Teilbereichen sehr gut auskennen (und deshalb zurecht hohe Glaubwürdigkeit besitzen), aber auch über andere Themen schreiben, von denen sie nachweislich überhaupt keine Ahnung haben. Bei letzteren Themen kann man dann gut beobachten, dass die politische Grundeinstellung zuverlässig gewisse Meldungen auswählt, ohne objektiv in der Lage zu sein, mit 2 Minuten eigener Recherche Dinge zu verifizieren.

Fefe gestern so: “Der TÜV findet, unsere Atomkraftwerke seien in “exzellentem” Zustand und könnten eigentlich direkt wieder hochgefahren werden”. Wer dem Link folgt, stellt fest: der TÜV äußert sich zu den Ende letzten Jahres abgeschalteten Kernkraftwerken Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C. Unter Kernkraftexperten gelten diese Kraftwerke als zuverlässige Arbeitstiere, minimale Störanfälligkeit, mindestens 20 Jahre zu früh abgeschaltet.

Fefe heute so: “AKW Unterweser: Kontaminiertes Wasser tritt aus Leck aus” – und er stellt direkt den Zusammenhang zur gestrigen TÜV-Einschätzung her.

Für die nicht-ganz-so-erfahrenen-Antiatomschwurbler-Durchschauer: Das Kernkraftwerk Unterweser wurde 2011 nach Fukushima abgeschaltet und befindet sich seit 2018 im Rückbau. Hat also nun wirklich gar nichts mit der TÜV-Einschätzung zu den drei kürzlich abgeschalteten Kraftwerke und schon gar nichts mit den drei noch laufenden Kraftwerken zu tun. Zusatzinfo: “kontaminiertes Wasser ausgetreten” ist eine Nullinformation. Wichtig ist die INES-Einstufung. Und siehe da: Stufe 0. Also nun wirklich kein Problem. Eine Meldung der Qualität “CO2 aus Schornstein eines Kohlekraftwerks ausgetreten”.

Bestimmt verkauft Fefe das wieder als Medienkompetenzübung, wenn ein Leser ihn auf diese Unschärfe hinweist.

Goldene Regel: vertraue niemandem. Prüfe alles nach. Gehe davon aus, dass jeder eine Agenda hat, und Dich bewusst oder unbewusst anlügen will, oder es ihm zumindest nix ausmacht, Lügenmultiplikator zu sein. Niemand, der zu Thema A glaubwürdig ist, ist deshalb auch zu den Themen B bis Z glaubwürdig.

Cancel Culture am harmlosen Beispiel illustriert

Ab und zu bin ich in der Vergangenheit – schon seit der ersten Staffel – bei der Fernsehsendung “Sing’ meinen Song – das Tauschkonzert” auf VOX hängen geblieben. Die Inszenierungen (ich gehe stark davon aus, dass einiges in der Sendung geskriptet ist und keineswegs spontan stattfindet) sind mir tendenziell etwas zu herzschmerzig-gefühlsduselig, aber man kennt ja die emotional unreifen Künstlerseelen, da kann man schon mal Nachsicht üben. Und natürlich finden immer alle alles super, was die Kollegen da so machen. Ich finde das Konzept aber sehr interessant, mal unterschiedliche Musikstile von unterschiedlichen Interpreten bunt durchzumischen und mal zu schauen was dabei rauskommt. Eine Erkenntnis meinerseits ist beispielsweise, dass sich fast jedes Lied mit Hitpotenzial auch in einer Country-Version erstaunlich gut anhört. Gute Songs haben eben Substanz.

Jedenfalls eignet sich die Sendung nicht nur zur musikalischen Unterhaltung, sondern auch als hervorragendes Beispiel für “Cancel Culture” im deutschen Kulturbetrieb. Die Älteren werden sich erinnern: die ersten drei Staffeln der Sendung wurden von Xavier Naidoo moderiert (als “Gastgeber”). Wer nun die diversen “Best of Tauschkonzert”-Sendungen in jüngster Zeit verfolgt hat, wird festgestellt haben: aus diesen ersten drei Staffeln wird kein einziger Beitrag mehr gesendet. Und man kann mir das glauben: an der Qualität der Darbietungen liegt das auf keinen Fall.

Es ist wieder so ein Fall von nachträglichem “wir bieten diesem bösen Verschwörungstheoretiker keine Bühne”, was besonders widersinnig erscheint, wenn es sich um eine Aufzeichnung aus lange vergangener Zeit handelt, wo nicht mal entfernt politische Botschaften im Spiel sind. Und nebenbei bemerkt: mit seltsamen politischen Botschaften von Künstlern hatte VOX in der aktuellen Staffel jedenfalls kein Problem. Naja, war ja auch die Mainstream-Verschwörungsrichtung, da ist man generell nachsichtiger.

Schon allein der Gedanke, dass irgendjemand überhaupt eine Äußerung eines Künstlers jenseits seiner Kunst ernst nehmen könnte, erstaunt. Von typischerweise intellektuell eher einfach strukturierten Inselbegabten sich in seiner politischen Einstellung beeinflussen zu lassen spricht eher dafür, dass man beim Nachdenken gerne oft und viel Pech hat. Schön zu sehen, was der “Goodbye Deutschland – die Auswanderer”-Sender seinem Publikum an geistiger Reife so zutraut.

Gedanken zum 9-Euro-Ticket

Im völlig zufällig anmutenden Reigen zuletzt ein- und durchgeführter politischer Maßnahmen will ich mich heute mit dem 9-Euro-Ticket beschäftigen. Was genau politisch der Grund für diese Maßnahme war – ich kann es nicht sagen. Ausprobieren des Grünen-Traums einer speziellen Ausprägung einer Verkehrswende? Kleines Zuckerl gegen die Inflation? Aktionismus? Weiterer Ausbau der Planwirtschaft? Mal wieder ein neuer Finanzierungsverschiebebahnhof zwischen Bund, Ländern und Kommunen? Da hat wohl jeder seine speziellen Spezialgründe. Aber wenn man schon keinen sinnvoll kommunizierbaren Grund hat, gibt es denn wenigstens ein klares Ziel?

Der kleine Zyniker in mir würde als erstes Ziel nennen: erneut den Nachweis führen, dass die Bahn – oder genereller gesagt: das System Schiene – nicht mal annähernd in der Lage ist, auch nur kleine Teile des Straßenverkehrs geordnet zu übernehmen und abzuwickeln. Denn wenig überraschend endete das Experiment schon in den ersten Tagen und natürlich vor allem über Pfingsten im typischen Bahn-Chaos inklusive dramatischer Verspätungen, Zugausfällen und überfüllten Zügen. Indirekt gesponsert von der Autoindustrie (da mitsamt den dort beschäftigten Arbeitnehmern deutlicher Steuernettozahler, im Gegensatz zum Dauer-Subventionsempfänger “Schiene”), die gemütlich zuschaut wie sich die Schiene als Transportsystem erneut und nachhaltig diskreditiert – und da reden wir sogar nur vom eher einfachen Personentransport und nicht vom deutlich komplexeren Gütertransport, an dem die Bahn ja auch seit Jahrzehnten scheitert.

Vielleicht war es auch das Ziel, die Menschen in Deutschland schon mal daran zu gewöhnen, beim Reisen zukünftig bei so bürgerlichen Kategorien wie Pünktlichkeit, Sauberkeit, Komfort und Flexibilität eher Verzicht zu üben und die Messlatte sehr niedrig zu hängen. Mit dem damit verbundenen Klimaschutzziel “bleibt lieber zuhause, Verkehr können wir uns aus Klimaschutzgründen eh nicht mehr leisten” – man muss Mobilität nur unattraktiv genug machen, dann hört dieser klimaschädliche Wahnsinn schnell von selbst auf. Und bei “unattraktiv machen” ist die Bahn natürlich sehr erfahren und erste Wahl.

Ein anderes mögliches Ziel: Beschäftigungstherapie durch einen schnitzeljagd-artigen Abenteueransatz. Wie weit kommt man, wenn man nur Regionalverkehr nutzt? Warum nicht mal 7h zu einem Ziel in Kauf nehmen, kurz dort verweilen, und am gleichen Tag wieder zurück? Eben das Leben in vollen Zügen genießen. Wer mal mit der Bahn quer durch Deutschland gereist ist, weiß: das erfordert schon bezüglich der Beobachtung der Anschlusszugsituation die volle Aufmerksamkeit, da bleibt wenig Zeit sich z.B. mit dem kontinuierlichen Versagen der Politik zu befassen.

Vielleicht wollte man auch nur nochmal transparent machen, dass die Schicht der Zivilisation in Deutschland inzwischen sehr sehr dünn geworden ist und man mit vielen Mitmenschen allein aufgrund deren mangelnder Sozialkompetenz und Erziehung auf keinen Fall längere Zeit auf kleinem Raum zusammen sein will.

Vielleicht war es auch ein Undercover-Experiment zum Thema “SARS-CoV-2-Übertragung in vollen Zügen”. Kann der natürliche Rückgang der Infektionszahlen in den Sommermonaten durch zwangsweises Zusammenpferchen vieler Menschen auf kleinem Raum überkompensiert werden?

Jedenfalls kann man schon heute als Zwischenfazit festhalten, was das 9-Euro-Ticket mindestens gebracht hat: die Erkenntnis, dass “billig” nur begrenzt Spaß macht, wenn das Preis-Leistungsverhältnis trotzdem unterirdisch ist. Für die Fans des Individualverkehrs hat es hingegen das alte Urteil verfestigt, dass ÖPNV schon vom Grundsatz her eine ganz schlechte Idee ist und unter anderem einfach nicht skaliert, schon gar nicht für individuelle Transportanforderungen.

Wer auch immer gedacht hat, mit dem 9-Euro-Ticket den Anstoß zum Umstieg bei der Stillung des Mobilitätsbedürfnisses vom Auto zur Bahn zu geben – falsch gedacht. Spätestens mit der Rückkehr der alten Preise (die, obwohl unangenehm hoch, bekanntlich trotzdem nicht kostendeckend sind) werden noch mehr Menschen als je zuvor der Meinung sein, dass ÖPNV eine ganz schlechte Alternative darstellt.

Um die gesamte Sinnlosigkeit der 9-Euro-Aktion noch von einem anderen Blickwinkel aus zu dokumentieren: Bereits-Dauernutzer freuen sich über die Subvention. Nur-selten-Nutzer nehmen die Vergünstigung gerne mit. Bisher-noch-nie-Nutzer werden zu zusätzlicher Nutzung angestiftet, weil es eben gerade billig war (aka “künstlich generierte Nachfrage”, und wer will schon ein vermeintliches Schnäppchen verpassen). Und der Steuerzahler kommt für alles auf.

Ja, es war eine besonders dumme Aktion unserer politischen Akteure. Aber bei weitem nicht die Einzige.

Über Inflation

Das derzeitige Hauptthema neben dem Ukraine-Krieg scheint die allgemeine Teuerung zu sein – kein Tag vergeht, an dem nicht die eine oder andere Gruppe fürchterlich jammert über die höchste Inflationsrate seit Jahrzehnten (im Moment: ähnliche Größenordnung wie zur ersten Ölkrise und kurz nach der deutschen Einheit). Benzin. Erdgas. Heizöl. Butter.

Nun ist die Inflationsrate ja eine Art Dauerthema, vor allem, weil eine Verteuerung stets lauthals beklagt wird, eine Verbilligung hingegen still und leise hingenommen wird – oder kann jemand einen Zeitungsartikel beisteuern von 2015 oder 2020, der die niedrigen Heizölpreise feiert? Allein die Art der Berechnung über einen ständig angepassten Warenkorb als Referenz lädt ja zu ausufernden Diskussionen bezüglich der Repräsentation des eigenen Einkaufsverhaltens in diesem “amtlichen” Warenkorb ein.

Tendenziell ist für mich das übliche “Inflationsgejammer” Ausfluss typischer menschlicher Subjektivität. Man setzt Sonderangebote als Referenzpreis, erinnert sich gerne an Schnäppchen aus vergangenen Jahrzehnten – oft noch in D-Mark – und trauert gerne der Zeit hinterher, als die Laugenbrezel noch 10 Pfennige gekostet hat. Auch wenn das schon 60 Jahre her ist und man ja schon zugeben muss, dass die persönlichen Einkünfte seit dieser Zeit doch auch einen üppigen Sprung nach oben gemacht haben. Denn auch das gehört zur Wahrheit: Preise sind letztlich egal, es geht um Kaufkraft und Preis-Leistung.

Schwierig fürs “Gefühl” sind deshalb vor allem Dinge, die dem ständigen technischen Fortschritt unterworfen sind und – gemessen an der Leistung – heutzutage geradezu unverschämt preiswert sind. Man denke an einen Raspberry Pi, der für 35€ zuzüglich Kleinkram ein vollwertiger Computer ist, der die 5000DM-80386-Mühle mit Windows 3.1 aus 1992 aber sowas von im Regen stehen lässt. Oder Laptops – was Mitte der 90er noch ein kleines Vermögen gekostet hat und nicht unter 4 kg auf die Waage gebracht hat, ist heute preiswerteste Massenware, dabei unvergleichlich viel leistungsfähiger. Was folgt daraus für die Teuerungsberechnung auf Warenkorbbasis?

Man denke an Fernseher. Neulich einen 48″-LCD für 500 Euro organisiert. Es ist noch nicht so lange her, da hat man für einen 28″-Röhrenfernseher ohne mit der Wimper zu zucken 2000 Mark hingelegt, nur weil man zwei Scart-Anschlüsse und einen S-Video-Eingang gebraucht hat. Und hat sich an der Trinitron-Röhre einen Bruch gehoben. Größere Formate waren nur als Rückprojektionsgeräte mit grauenvoller Bildqualität erhältlich. Wie setzt man sowas im Warenkorb an?

Selbst bei Autos – ich erinnere mich noch an mein erstes Auto, ein Opel Kadett D, 1981 erworben, Listenpreis (satte 60 Vergaser-PS, Drehzahlmesser und rechter Außenspiegel mussten extra bezahlt werden) 16990 DM. Einer seiner Nachfolger, ein Opel Astra F von 1992, Listenpreis 19990 DM, wartete dann schon mit 75 Einspritzer-PS, geregeltem Kat, Servolenkung, Zentralverriegelung, ABS, Seitenaufprallschutz und Gurtstraffer auf – schon da sieht man: erheblich mehr Auto fürs (fast) gleiche Geld. Und sparsamer und langlebiger noch dazu. Mein letzter Kandidat, Astra K von 2019, ist mit rund 25000 EUR natürlich schon eine andere Preiskategorie, aber eben auch viel viel mehr Auto. Die meisten Ausstattungsmerkmale waren weder 1981 noch 1992 erhältlich: Airbags rundrum, ESP mit Traktionskontrolle, Navigationssystem mit großem Touchscreen, Bluetooth-Freisprechen, Musik vom USB-Stick, Sitzheizung, Lenkradheizung, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, elektrische Sitz- und Außenspiegeleinstellung, Totwinkelüberwachung und Spurwechselassistent, automatische Spurhaltung, Kollisions- und Abstandswarner mit Notbremsassistent, automatisches Fahrlicht und Regensensor, Rückfahrkamera, ganz zu schweigen von einer Bremsanlage auf dem Niveau der allerbesten Sportwagen der späten 90er…und 150 PS. Verbraucht aber trotzdem nur die Hälfte wie der gute alte Kadett von 1981 (bei gleichzeitig quasi Null-Schadstoffausstoß), bei dem man auf der Autobahn den Berg hoch sich lieber mal auf die rechte Spur eingeordnet und in den dritten Gang runtergeschaltet hat.

Ein ganz anderes Beispiel: Telekommunikation. Wer erinnert sich nicht noch an das gute alte schnurgebundene Wählscheibentelefon. Grundgebühr im Monat 27 D-Mark, dafür ein paar Freieinheiten. Ferngespräche absurd teuer, internationale Gespräche noch viel teurer und teilweise handvermittelt. Heute bekommt man einen Mobilfunk-Vertrag inklusive reichlich Datenvolumen ab 8 Euro im Monat, mailt und chattet und telefoniert weltweit kostenlos, gerne auch mal per Videotelefonie. Derartigen technischen Fortschritt in einem Warenkorb abzubilden ist halt schlechterdings unmöglich – wieviel kostet Technologie, die zum Zeitpunkt X noch gar nicht verfügbar war? Oder behauptet man riesige Inflation, weil der Walkman Ende der 80er viel billiger war als zwanzig Jahre später der 160GB-iPod, und beides schließlich demselben Zweck “mobiles Musikhören” dient?

Wer also unter zu viel gefühlter Inflation leidet: einfach mal über Autos nachdenken. Und Computer. Oder generell “Technik”. Und den wichtigsten Ratschlag beherzigen: es kommt nicht auf den Warenkorb der Statistiker an, sondern auf den ganz persönlichen Warenkorb, und der ist weitgehend beeinflussbar, auch bei den Dingen des täglichen Bedarfs. Die aktuelle Beobachtung aus den Supermärkten der Republik ist, dass zwar die “Normalpreise” teilweise deutlich angezogen haben (vor allem bei den Discountern und damit allen Discountprodukten, die ja weitestgehend in allen Supermärkten dieselben Preise haben), aber die Sonderangebote oftmals noch auf demselben Niveau von früher liegen – ein Markenartikel im Sonderangebot ist nun oftmals preiswerter als Discount-Artikel. Ausgefuchste Lagerhaltung kann hier einiges an Teuerung ersparen, wie man gerade an Mehl und Öl sehen kann.

Und wer mit diesen Ratschlägen nicht glücklich wird, dem empfehle ich, einfach mal die Preisspitzen als “normal” zu setzen und sich über den drastischen Preissturz seit diesen Spitzen zu freuen. Heizöl! Heute nur 1,30€ der Liter, der lag noch Mitte März bei über zwei Euro! Und Benzin war in den letzten Wochen auch schon bei 2,30€ pro l, da sind die 1,95€ von vorgestern doch ein Superschnäppchen gewesen.

Es ist eben alles eine Frage der Sichtweise. Und der Zeitperspektive. Als bitteren Beigeschmack notiere ich, dass jetzt die Journaille angesichts absolut gesehen überschaubarer Teuerung am Rad dreht (“Enteignung!”), während man der vorherigen Enteignung der Sparer und konservativen Anleger über die Null- bis Negativzinspolitik der EZB eher neutral bis wohlwollend gegenüberstand.

Zum Schluss noch eine wichtige Anmerkung, ohne die kein Artikel zum Themenkreis “Inflation” vollständig wäre: wie schon in den letzten Jahrzehnten, so ist auch diesmal Politik und Staat Preistreiber Nummer 1. Absurde Zinspolitik der EZB (die ja nur den Statuten nach von der Politik unabhängig ist, faktisch aber mittendrin steckt im Politiksumpf) nebst wahllosen Aufkäufen von Staatsanleihen. Steuer- und Abgabenerhöhungen auf breiter Front, dazu sehr teure Regulierungen allerorten. Die Hausbesitzer warten schon sehnsüchtig auf die neuen Zahlen zur Grundsteuer, da ist ja auch das schlimmste zu befürchten angesichts der Ankündigung “weitgehend aufkommensneutral”. Dazu das neue “Sommerpaket” aus dem Hause Habeck, da wird für die Besitzer von Öl- und Gasheizungen sicher auch eine böse Überraschung drinstecken. Einige Bundesländer haben die “Solarpflicht” ja schon länger, kombiniert mit unsinnigen Subventionsanreizen ist das immer ein Rezept für noch höhere Inflation. Nicht zu vergessen das Universalteuerungsmittel “Energiewende”. Denn irgendjemand muss die Zeche zahlen, und am Ende ist es eben immer “der Endverbraucher”, der ja genau deshalb so heißt, weil er am Ende der Einzige ist, der die Kohle für den ganzen Schwachsinn ausgeben muss. Ist der Endverbraucher gleichzeitig auch Steuerzahler (jenseits der Umsatzsteuer natürlich), ist er gleich doppelt gearscht.