Stand der Medienqualität
In zeitlicher Korrelation zum von Jörg Schönenborn vor etwa 10 Jahren geprägten Begriff der “Demokratie-Abgabe” für die monatliche “Zwangsgeldentrichtung ohne Anspruch auf Mehrwert”, wie der Rundfunkbeitrag besser heißen sollte, stelle ich ein rapides Absinken der Qualität der Berichterstattung in den klassischen Medien fest. Schon früher haben sich Journalisten ja durch gravierende Falschaussagen, dämliche Berichterstattung und blankes Nichtwissen um ihren einstmals – auf was auch immer begründeten – guten Ruf gebracht. Aber das erschien mehr punktuell als prinzipiell. Aber seit etwa 10 Jahren befindet sich das Qualitätsniveau in derart freiem Fall, dass man sich täglich fragt, wie denn das jetzt erreichte Niveau wohl noch unterboten werden kann. Am nächsten Tag weiß man es dann.
Nun gibt es seit einiger Zeit ja von der verpönten Seite des politischen Spektrums konkurrierende Begrifflichkeiten zu “Qualitätsmedien”, wie sich diverse Zeitungen und der öffentlich-rechtliche Rundfunk gerne nennen. Lügenpresse, Lückenpresse, Systemmedien, gesteuerte Presse, Regierungsfunk, Staatsfunk – die Liste ist lang. Vertreter dieser Medien machen seit ebenso langer Zeit gerne deutlich, dass sie natürlich völlig unabhängig agieren und niemals Weisungen oder auch nur Hinweise von staatlicher oder politischer Seite in ihre Propaganda ääääähhh Berichterstattung einarbeiten würden.
Gehen wir für einen kurzen Moment davon aus, dass unsere Qualitätsmedien an dieser einen Stelle tatsächlich die Wahrheit und nichts als die Wahrheit verkünden würden. Man braucht also eine alternative Erklärung dafür, dass Regierungshandeln zumindest in einigen Bereichen nicht kritisch begleitet, sondern meist wohlwollend berichtet und kommentiert wird, und stattdessen zuvorderst der einzigen echten Opposition das Leben schwer gemacht wird. Und tatsächlich: nach nur wenigen Minuten leichtem Nachdenken kommt man auf eine solche alternative Erklärung. Denn es gibt ein unabhängiges, aber gemeinsames Element zwischen Regierung, weiten Teilen der Politik und der Medien: abgrundtiefe Dummheit. Ja, das muss es sein. Die Regierung muss die Medien gar nicht steuern, und wäre auch viel zu blöd dazu. Mangels ausreichender geistiger Fähigkeiten ist es vielmehr ganz natürlich, dass die Medien die Arbeit von Regierung und Politik ganz dufte finden.
Gut, dass wir das geklärt haben. Aber seien wir ehrlich: am Endergebnis ändert das nichts. Denn das “race to the bottom” bezüglich der Qualität der Berichterstattung geht unvermindert weiter. Und bei einem existierenden Zwangssystem wie dem Rundfunkbeitrag, wo ein Korrektiv sei es demokratischer oder richterlicher Natur nicht mal in weiter Ferne in Sicht ist, ist die Hoffnung auf Besserung unbegründet. Mal sehen, ob wenigstens die Printmedien in Ruhe sterben dürfen oder ob der Staat noch ein paar neue Zwangssysteme erfindet, um diese Zombies am Leben zu halten. Steuern und Abgaben sind ja der letzte Hort politischer Kreativität.