Gedanken zum Klima

Es ist mal wieder Klimakonferenz, und die Gazetten sind voll mit Berichten, Prognosen und Horrormeldungen rund um die kommende (oder schon im vollen Gange sich befindliche) Klimakatastrophe. Zeit, mal ein paar Nägel zum Thema reinzuhauen. Denn die alarmistische Fraktion der Klimawandelgläubigen hat ihre tollen Tage. Anno 2017 habe ich mich in leicht anderem Kontext schon einmal dazu geäußert, an der Sachlage hat sich eigentlich nichts geändert. Auch dieser Artikel von Peter Heller hat an Aktualität nichts eingebüßt.

Bevor ich starte – meine eigene Position ist die des “Lukewarmers” auf der Skeptikerseite. Im Detail: skeptisch ob der angekündigten Katastrophe, sicher ob der strahlenphysikalischen Eigenschaften von CO2, skeptisch ob des Outputs der Klimamodelle, skeptisch ob der Genauigkeit derzeitiger und vergangener Messungen der Temperaturen, skeptisch ob der kommenden Mehrkosten aufgrund des menschengemachten Klimawandels, skeptisch ob der Höhe des menschlichen Beitrags zur Klimaerwärmung, verzweifelt ob der medialen Darstellung des Stands der Wissenschaft.

Meine eigene “Klimareise” begann Mitte der 1990er mit einem Workshop im Rahmen meines Energietechnik-Nebenfachstudiums unter dem Oberthema “Derzeitige und zukünftige Energieversorgung und Umweltbelastung in der BRD” – jeder Student bereitete eine ausführliche Präsentation zu einem bestimmten Teilthema vor, meines war “Treibhausproblematik und CO2”. Weil ich das Thema recht spannend fand, las ich damals den kompletten IPCC-Bericht von 1995 (“Second Assessment Report”) durch. Drei große Wälzer (ja! In echt gedruckt!) mit zusammen wenn ich mich recht erinnere über 2000 Seiten.

Aus meiner Sicht hat sich auf der wissenschaftlichen Seite seit damals nicht viel Fortschritt ergeben. Man hat eine Menge Aufwand in die ständige Verfeinerung diverser Klimamodelle gesteckt, die aber leider qualitativ immer noch unter aller Sau sind – und weiterhin einer sauberen Validierung und Verifikation harren, ein für mich als Softwareentwickler unbegreiflicher Vorgang. Ebenso unbegreiflich, dass es immer noch unzählige gefrickelte Modelle gibt, deren Output sich munter widerspricht, und keiner versucht mal, weltweit die besten Köpfe zusammenzustecken und mit höchster Qualität ein verifizier- und validierbares Modell zu bauen. Wir reden hier doch über das angeblich größte Problem der Menschheit, und wenn man entscheiden will, welche Maßnahmen zu treffen sind, braucht man zwingend ein brauchbares Vorhersagemodell, was diese Maßnahmen denn bringen im Vergleich zu ihren Kosten. Und man sollte ein auf regionaler Ebene einigermaßen präzises Modell haben, denn die Klimaerwärmung bringt ja nicht nur potenziell Nachteile, sondern auch Vorteile, und die müssen abgewogen werden.

Was weiß man denn heute mit Sicherheit (Vorsicht: diverse Die-Hard-Skeptiker werden auch das, was ich jetzt als “sicher” bezeichne, rundweg verneinen – deshalb werden auch gerne diese unwissenschaftlichen Die-Hard-Skeptiker zitiert, um alle nicht-Alarmisten zu diskreditieren. “Guilt by association” ist so ein typischer Argumentationsstrohmann, der die Diskussionen oft so unerquicklich macht)?

  • CO2 ist ein Treibhausgas.
  • Die menschengemachten CO2-Emissionen sind weit überwiegend für die Erhöhung der CO2-Konzentration der Atmosphäre verantwortlich.
  • Die strahlenphysikalische Wirkung von CO2 ist geklärt
  • Eine Verdoppelung der CO2-Konzentration der Atmosphäre erhöht die Durchschnittstemperatur der Erde um etwa 0,8 Grad.
  • Seit Ende des 19. Jahrhunderts steigen weltweit die Temperaturen, dabei gab es zwei starke Erwärmungsphasen (grob 1880-1945 und 1970-20xx), wovon nur die zweite Erwärmungsphase etwas mit CO2 zu tun haben kann (während der ersten Phase war der menschengemachte CO2-Ausstoß schlicht viel zu gering)
  • Schäden aus wetterbedingten Naturkatastrophen sind höher als in der Vergangenheit (unklar hingegen, ob das nicht nur am höheren Wohlstand und bereitwilligem Eingehen von vermeidbaren Risiken liegt)

Was weiß man heute mit ziemlicher Sicherheit?

  • Ein weiteres wichtiges Treibausgas ist Wasserdampf – da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, ist es sehr wahrscheinlich, dass es einen Rückkopplungseffekt gibt und durch vermehrten Wasserdampf in der Atmosphäre es bei einer 0,8-Grad-Erwärmung durch CO2 zu einer zusätzlichen Erwärmung von etwa 0,4 Grad aufgrund des zusätzlichen Wasserdampfs kommt

Was ist weitgehend strittig?

  • Wie präzise sind die Klimarekonstruktionen der Vergangenheit? Inwiefern ist die Validität der diversen Proxys (Baumringe, Sedimente, Eisbohrkerne) gesichert?
  • Sorgen steigende Temperaturen für eine größere Wahrscheinlichkeit von wetterbedingten Naturkatastrophen (Stürme, Überflutungen, Starkregen etc.)
  • Welcher Anstieg des Meeresspiegels ist zu erwarten?
  • Ist Anpassung an Klimaerwärmung preiswerter als CO2-Minderung?
  • Was sind preiswerte Maßnahmen zur CO2-Minderung?
  • Wie sind die Rückkopplungseffekte durch die Wolkenbildung – negative oder positive Rückkopplung?
  • Gibt es Rückkopplungseffekte auf oder durch die diversen großen Meeresströmungen und die Ozeane?
  • Verändern sich bisher stabile Wettermuster in Richtung Instabilität?
  • Wie werden sich regionale Wettermuster insbesondere bezüglich Niederschlagsmenge und -häufigkeit ändern?
  • Sind die Rückkopplungseffekte durch die CO2-induzierte Erwärmung positiv oder negativ?
  • Wie entwickelt sich zukünftig die Sonnenaktivität und was sind die Auswirkungen auf unser Klima?
  • Was führte zur ersten Phase der Erwärmung nach dem Ende der “kleinen Eiszeit”?
  • Woran werden wir erkennen, wann die nächste Eiszeit vor der Tür steht?

Und das waren jetzt nur die Punkte, die mir so spontan eingefallen sind. In Summe könnte man auch sagen: nix genaues weiß man nicht. Was es besonders schwer macht, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen – im Angesicht dieser Unsicherheit ist man ja fast gezwungen, ausschließlich auf “no-regret-Maßnahmen” zurückzugreifen, will man dramatische Fehlallokationen vermeiden. Denn wenn man teure Maßnahmen zur CO2-Reduktion ergreift, diese aber aus welchem Grund auch immer nicht zu einem gewünschten Aufhalten des Klimawandels führt (beispielsweise weil der Rest der Welt keine Reduktionsmaßnahmen ergreift, weil die CO2-Sensitivität doch niedriger als gedacht ist etc.), steht dieses Geld nicht mehr für notwendige Anpassungen an das geänderte Klima zur Verfügung.

Nun verfolge ich die Diskussion und Forschung nicht mehr ganz so leidenschaftlich wie Mitte der Nullerjahre, es ist also nicht auszuschließen, dass es inzwischen das perfekte Modell gibt, wir endlich wissen welche Maßnahmen kosteneffektiv sind und wir die Klimasensitivität genau bestimmen konnten. Wer mehr weiß, darf mir gerne mailen.

Es ist ja auch so, dass es Stand heute genau eine großtechnische und weitestgehend kostenneutrale Möglichkeit gibt, CO2 einzusparen: die Nutzung der Kernspaltung. Mal als grober Anhaltspunkt: Frankreich und die Schweiz haben gemessen am BIP nur den halben pro-Kopf-Ausstoß von CO2 gegenüber Deutschland. Weil Frankreich eben viel Kernenergie und recht viel Wasserkraft, die Schweiz viel Wasserkraft und recht viel Kernenergie nutzt, Deutschland hingegen viel Kohle (und demnächst die letzten Kernkraftwerke abschalten wird, was diese Bilanz noch deutlich zu unseren Ungunsten verändern wird). Deshalb irritiert es mich maßlos, wenn dieselben Personen einerseits den menschengemachten Klimawandel als das entscheidende Problem der Menschheit darstellen, gleichzeitig aber den Ausbau der Kernenergie rundweg ablehnen. Das ist kognitive Dissonanz vom allerfeinsten. Oder man kann daraus schließen, dass die Sache mit dem Klimawandel offenbar doch nicht so schlimm sein kann, wenn man nicht mal bereit ist so etwas komplett harmloses wie die Kernenergie als Lösung ins Auge zu fassen.

Wenn man es ernst meint mit der Reduktion von CO2-Emissionen, dann schlage ich folgenden verhältnismäßig preiswerten Weg vor: konsequenter Ausbau der Kernenergie und Nutzung derselben sowohl für Strom- als auch Wärme- und Treibstoffproduktion. Entwicklung kleiner, transportabler Reaktoren, um beispielsweise Meerwasserentsalzung für Trinkwasseraufbereitung und Bewässerungszwecke weltweit einfach und preiswert zur Verfügung stellen zu können. Scheint mir doch relativ einfach und übersichtlich zu sein, man müsste nur aufhören den Panikmachern der Anti-Kernkraft-Fraktion zuzuhören und wieder einen rationalen Diskurs beginnen. Aber vermutlich wird jetzt wieder jemand mit der ungelösten Endlagerfrage kommen – abgesehen davon, dass diese Frage schon lange gelöst ist, zeigt das sehr eindrucksvoll, wie klein in den Augen dieser Menschen doch das Problem des Klimawandels zu sein scheint, wenn eine mögliche, sehr unwahrscheinliche lokale Gefährdung einiger weniger Menschen in sehr ferner Zukunft als wichtiger dargestellt wird als die Verhinderung einer kommenden Klimakatastrophe, die ja angeblich das größte Problem der Menschheit sein soll.