In den letzten Tagen wurde vermehrt wieder die (mediale) Sau der demnächst untergehenden Welt durchs Dorf getrieben. Der Living Planet Report des WWF beispielsweise.
Seit Jahrzehnten, mindestens aber seit der Zeit des Berichts an den Club of Rome (“Grenzen des Wachstums”) und “The Population Bomb” von Paul R. Ehrlich, grüßt jährlich (und manchmal auch täglich) das Murmeltier. Der Tenor ist stets derselbe: Die westliche Lebensweise ist eine Sünde, denn sie verbraucht zu viele Ressourcen. Wir versündigen uns an unseren Kindern, denn bekanntlich haben wir von denen die Erde nur geliehen. Im aktuellen Fall verbraucht die Menschheit die Ressourcen von 1,5 Erden, wir Deutschen hochgerechnet sogar von 2,5 Erden. Die Rohstoffe sind endlich und gehen zur Neige. Dazu noch ein Löffelchen “Peak Oil”-Panik – das Ende vom Öl ist schließlich ein bewährter Angstmacher. Artensterben ist auch immer ein Renner gewesen. Und immer häufiger die Forderung, man möge sich doch vegetarisch, besser aber noch vegan ernähren – nur so kann man die Welt retten.
Um mal eine nicht besonders mutige Prognose zu wagen: das Gerede vom Verzicht wird gar nichts ändern – insbesondere, weil die Prediger des Verzichts selbst eher der “Wasser predigen – Wein trinken”-Fraktion angehören und deshalb wenig glaubwürdig sind. Und man muss sich vor Augen halten, dass der größere Teil der Welt nicht besonders viel hat, auf das verzichtet werden kann. Es gibt einen enormen Nachholbedarf in punkto Wohlstand. Um es plakativ auszudrücken: der Inder, der Chinese, der Indonesier, der Brasilianer – sie alle streben nach einer Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse. Wer dort Verzicht predigt, wird entweder ausgelacht oder aus dem Land gejagt – und das zu Recht.
Zwei Dinge können uns den Arsch retten, beide arbeiten Hand in Hand: Technologie und Marktwirtschaft. Marktwirtschaft ist essentiell, um ein funktionierendes Signal für Knappheit zu haben: der Preis. Die Tatsache, dass diverse Rohstoffe hauptsächlich aus politischen und weniger aus fundamentalen Gründen teurer geworden sind, zeigt uns, dass das Geschwätz von der Knappheit wenig fundiert ist. Und wenn ein Rohstoff dann mal tatsächlich teurer wird, sorgt Technologie für Möglichkeiten der Substitution.
Ein einfaches Beispiel: Öl. Der Lieblingsrohstoff der Doomer, denn bei jedem Preisanstieg kann man das Ende des Öls prognostizieren. Seit den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts ist das Öl ja in spätestens 40 Jahren aus. Das Erlebnis der beiden Ölkrisen mag hier noch verstärkend wirken, und die Preissteigerungen sind ja auch wirklich nicht von schlechten Eltern – wenn auch großteils steuerlich bedingt, wenn man an die Erhöhungsorgien von Mineralölsteuer, Ökosteuer und Mehrwertsteuer denkt.
Wenn man sich den Ölverbrauch in Deutschland anschaut, wird grob die Hälfte im Verkehrssektor verbraucht, 20% für Raumwärme und 25% als Grundstoff für die chemische Industrie. Legt man bereits heute verfügbare Technologie zugrunde, ist eine Substitution sowohl im Verkehrsbereich als auch bei der Bereitstellung von Raumwärme überhaupt kein Problem. Die Ersatzprodukte heißen Strom, Gas, Biomasse sowie synthetisch aus anderen Rohstoffen hergestellte Kraftstoffe (bspw. Kohleverflüssigung oder Erzeugung von Wasserstoff).
Würde Deutschland (und teilweise auch schon der Rest der Welt) seine Kernenergiephobie ablegen, die Möglichkeiten wären endlos. Man muss sich vor Augen führen, dass Recycling praktisch nur ein Energieproblem ist. Hat man endlos preiswerte Energie verfügbar, kann man auch endlos recyclen. Allein das würde eventuelle Rohstoffknappheiten wirksam bekämpfen. Durch Kernkraftwerke erzeugter Strom ist ebenfalls geeignet zur Substitution von Öl im Wärmebereich, egal ob althergebracht über Nachtspeicheröfen und Durchlauferhitzer oder modern und effizient durch Wärmepumpen. Im Verkehrsbereich wäre die thermische Erzeugung von Wasserstoff in Hochtemperaturreaktoren eine elegante Möglichkeit, der Brennstoffzelle zum Durchbruch zu verhelfen. Strom für Plug-In-Hybride und Elektroautos geht natürlich sowieso. Mit Hilfe der Brütertechnologie steht ausreichend Kernbrennstoff für die nächsten paar tausend Jahre zur Verfügung, um den Energiebedarf der Welt zu decken.
Also, liebe Doomer: der Untergang muss leider erneut verschoben werden. Zumindest, solange die Menschheit nicht auf die entscheidenden Werkzeuge zur Lösung von Problemen verzichtet: Marktwirtschaft und Technologie. Wächst der Wohlstand, erledigt sich das Problem mit der Überbevölkerung von allein.