Wem ist der Fauxpas in der Überschrift direkt aufgefallen? In der Wikipedia ist nachzulesen, dass die Hummel schlicht Gattung aus der Familie der “Echten Bienen” ist. Typisch im Sprachgebrauch (und auch im Sachkundeunterricht in der Grundschule, wenn mich mein Gedächtnis nach dieser langen Zeit nicht trügt) scheint aber zu sein, dass mit der Biene eher nur die klassische Honigbiene gemeint ist (die ihrerseits so klassisch gar nicht ist – dazu später mehr), während die Hummel ähnlich der Hornisse oder der Wespe eher separat gesehen werden – und wieder ein Fauxpas: die Hornisse ist schlicht eine Wespenart. Gar nicht so einfach mit der Biologie und ihrer Systematik, die oft genug ja auch revidiert werden muss, wenn man sich die Genome dieser Viecher mal genauer anschaut.
2018 war ja ähnlich wie schon 2017 voll von Berichten zum Bienensterben, manchmal auch allgemeiner zum Insektensterben. Bemerkenswert fand ich immer die nahezu vollständige Abwesenheit nachvollziehbarer Fakten, insbesondere was denn genau zu den üblicherweise benannten Schuldigen (intensive Landwirtschaft, übermäßiger Pestizideinsatz speziell von Neonicotinoiden und natürlich von Glyphosat, Zersiedelung und Bodenversiegelung, Monokulturen, Klimawandel) an wissenschaftlich aussagekräftigem Material vor allem statistischer Natur zugrunde gelegt wird. Bei näherer Recherche konnte ich nicht mal aussagekräftige Quellen zur Aussage “Rückgang der Insektenanzahl” oder “Rückgang der Artenvielfalt” finden – zu windig die kümmerlichen Versuche, Insektenpopulationen auch nur annähernd quantitativ zu erfassen. In die immer lesenswerte Unstatistik des Monats hat es das Insektensterben gleich zweimal geschafft – August 2017 und Oktober 2017. Aus mickrigen Stichproben lassen sich auch mit noch so kreativer Mathematik nun mal keine validen und seriösen Erkenntnisse ableiten. Rein intuitiv würde ich vermuten, dass es bei der “Bienengesundheit” sehr viele Einflussfaktoren gibt, beispielsweise vor allem das Wetter, das nicht unerheblich andere mögliche Faktoren überlagert oder sogar dominiert. In diesem Zusammenhang könnte der vermutete Klimawandel in Europa mit den damit einhergehenden milderen Wintern sogar ein Segen für die Bienen sein.
Stellt man sich mal ganz dumm, kann man ja mal von Helmut Kohls Weisheit “Wichtig ist, was hinten rauskommt” ausgehen. Würde es einen merklichen Rückgang in der Bienenpopulation geben, müsste es doch anderweitig erfasste Kennzahlen geben, in denen sich das niederschlägt (bzw. wenn es sich nicht niederschlägt – muss es “uns” denn dann überhaupt interessieren?). Ich denke da an landwirtschaftlichen Ertrag, Obst- und Gemüsepreise, Zahl der Bienenvölker, Honigproduktion – irgendwas. Ich habe recht ausführlich recherchiert, und in keiner dieser Kennzahlen etwas Stichhaltiges gefunden, was auch nur annähernd auf ein Problem hinweisen könnte. Gesichert scheint nur zu sein, dass die Honigbiene weltweit genau drei Probleme hat: die Varroamilbe, die Varroamilbe und die Varroamilbe. Dabei handelt es sich um einen vermutlich aus Asien eingeschleppten Parasiten, der vor allem die in Europa verbreiteten Honigbienenarten stark dezimieren kann. Aber selbst dieser Parasit hat es nicht geschafft, bleibenden Eindruck in irgendeiner der genannten Kennzahlen zu hinterlassen. Obwohl es im Moment kein Patentrezept gegen den Befall durch die Varroamilbe gibt, scheint man durch verschiedene Maßnahmen die Seuche ganz gut im Griff zu haben.
Nun gibt es die oft zitierte Hypothese, dass die Honigbiene durch verschiedene “Stressfaktoren” besonders anfällig für den Befall durch die Varroamilbe ist. Klimawandel, Pestizide, Rückgang der Artenvielfalt, Monokulturen, man kann fast sagen die üblichen Verdächtigen aus dem Repertoire der Öko-Verirrten. Ich habe dazu nicht mal einen erhärteten Verdacht gefunden. Insbesondere die Tatsache, dass diverse andere Honigbienenzuchtlinien wie die östliche Honigbiene, die afrikanisierte Honigbiene oder russische Stämme (Primorski-Bienen) eher resistent sind, scheinen der Hypothese zu widersprechen. Ebenso natürlich die Tatsache, dass es über die verschiedenen Regionen hinweg keine Korrelationen zu Klimaänderungen zu geben scheint, die über “Wetter” hinausgehen. Man wird das Problem also besser wissenschaftlich angehen – mal sehen, ob es hier in Zukunft durch Einkreuzungen gelingt, resistente Arten zu züchten. Oder gar durch Einsatz von Gentechnik? Das würde unseren Öko-Verirrten natürlich gar nicht schmecken. Gene! Im Honig! Man kann sich den Aufschrei schon jetzt ausmalen.
In Deutschland gab es übrigens tatsächlich über einige Jahre hinweg einen Rückgang bei der Zahl der Bienenvölker (hier ein interessanter Blogbeitrag eines Stadtimkers, allerdings weist er auch völlig zurecht auf die fragliche Qualität der Statistik der FAO hin, es gibt dazu weitere Beiträge, die nahelegen, dass die Zahlen genauso gut ausgewürfelt sein könnten). Das korrelierte allerdings hervorragend mit dem Rückgang der Imker. Seit die Zahl der Imker wieder steigt, steigt auch wieder die Zahl der Bienenvölker. In den USA, die bei der Industrialisierung der Landwirtschaft schon ein etwas fortgeschritteneres Stadium erreicht haben, sind die Imker übrigens üblicherweise gewöhnliche Dienstleister für die Farmer. Was ja auch irgendwie Sinn ergibt – wenn die Zahl der Bienen über Wohl und Wehe der Menschheit entscheidet (anders kann man Titel wie “Bienensterben – Wann kippt unser Ökosystem endgültig?” im bekanntlich hochseriösen Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen (Sendung “Hart aber fair” von 2017) wohl kaum deuten) – wie könnte man dann die Bienenhaltung und -zucht ein paar Hobby-Imkern überlassen? Auch das scheint mir ein Hinweis zu sein, dass es die behauptete Dramatik der Situation nicht ansatzweise gibt.
Ein interessanter Punkt bei den Bienen ist der Vergleich Honigbiene gegen Wildbiene. Die Honigbiene ist ja eine optimierte Züchtung, um Nektarsammelleistung, Bestäubungsleistung, Robustheit und Größe des Bienenvolkes zu optimieren. Zu den Wildbienen wiederum gehört beispielsweise die Hummel. Hier interessant: entgegen dem Eindruck, den der Volksmund mit der “fleißigen Biene” erweckt, ist die Hummel ein viel effizienterer Bestäuber – die Hummel fängt morgens früher an, hört abends später auf, ist schneller von Blüte zu Blüte unterwegs, kann schon ab 2 Grad Außentemperatur zum Bestäubungsflug aufbrechen (die Honigbiene startet erst so bei 10-12 Grad) und ist viel unempfindlicher gegen schlechtes Wetter. Zudem gibt es Blüten, die aufgrund ihrer Struktur nur durch die langrüsseligen Hummelarten bestäubt werden können. Ja, es gibt eine Menge Details zu wissen bei dieser ganzen Problematik…inzwischen werden spezielle Zuchthummelvölker, meist Abkömmlinge der Dunklen Erdhummel, für Bestäubungszwecke vor allem in Gewächshäusern eingesetzt. Weil die Hummel halt bestäubungstechnisch die bessere Honigbiene ist. Nur für die Honigproduktion taugt sie natürlich nicht.
Amüsantes Detail am Rande: das im Biolandbau besonders gerne eingesetzte Pestizid Kupfersulfat (ist ja irgendwie “natürlich” und deshalb aus mir unerfindlichen Gründen trotz erwiesener Schädlichkeit für allerlei Lebewesen inklusive Menschen im Biolandbau zulässig) gilt als besonders bienenschädlich. Ein klassisches Eigentor, das bevorzugt dann fällt, wenn Ideologie über Fakten steht.
Und ein weiteres Detail: sollten tatsächlich Monokulturen das Problem sein, empfehle ich den sofortigen Stopp des Biomasseanbaus zum Zwecke der Rettung unseres Klimas. Die “Vermaisung der Landschaft” scheint mir ein relativ naheliegender Grund für einen eventuellen Rückgang bei Wildbienenarten und anderen Insekten zu sein. Laut dieser Quelle dienten bereits 2010 ganze 18% der Ackerfläche dem Biomasseanbau. Man stelle sich vor, welches Natur- und damit Insektenparadies Deutschland wäre, wenn diese 18 Prozent renaturierte Flächen wären. Und wenn man dann noch den Biolandbau zugunsten des viel weniger flächenintensiven konventionellen Landbau aufgeben würde (je nach Quelle ist der Hektarertrag von Biolandbau nur etwa halb so groß wie beim konventionellen Landbau – diesen extremen Flächennachteil kann die teils artenvielfaltschonendere extensive Landwirtschaft nicht kompensieren)…aber nicht vergessen: nicht zu viel renaturieren, denn wenn man in Deutschland eine nahezu beliebige Fläche Natur sich selbst überlässt, steht dort nach spätestens 50 Jahren nur Wald. Wald ist aber ein vergleichsweise artenarmer Naturraum, und für unsere Bienchen blüht dort entschieden zu wenig.
Um mal plakativ einen Strich drunter zu formulieren: Pseudo-Umweltschutz in Form von Biolandbau und Biomasse-Produktion ist der Biene wahrer Todfeind. Damit gilt weiterhin die alte Weisheit: gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.
Als positiven Fingerzeig für unsere Zukunft nehme ich mal mit, dass es sich beim Bienensterben, sollte es in nennenswertem Umfang existieren, wenigstens um ein potenziell seriöses Problem handelt, auch wenn man politisch zumindest in Deutschland nicht gewillt scheint, daraus die naheliegenden Konsequenzen zu ziehen, sondern eher als Thema nutzt, um auf die alten Feindbilder einzuprügeln. Auf alle Fälle wären hier Lösungen sinnvoller als für Pseudoprobleme wie CO2-Ausstoß, Spuren von Feinstaub oder Tod durch Stickoxide.
Wer ein paar Informationen und Meinungen jenseits des Mainstreams “wir werden alle sterben” lesen will, kann einen interessanten Artikel von Georg Keckl hier nachlesen. Wie überhaupt zu biologischen und agrarischen Themen die Homepage von Georg Keckl oft interessante Artikel bietet. Der Mainstream wird eher von Filmen wie “Silence Of The Bees” und “More Than Honey” (oft irrtümlicherweise in der Rubrik “Dokumentarfilm” verortet, sind es maximal Dokumentationen über clevere Propagandatricks von ähnlichem Kaliber wie die beliebten Schülerquäl- und -desinformationswerke “Silent Spring”, “Super Size Me”, “An Inconvenient Truth”, “Bowling For Columbine” oder “Limits Of Growth”) repräsentiert. Einer näheren Betrachtung halten solche Machwerke nie stand, dazu sind die Fakten, die unzweifelhaft in homöopathischen Dosen durchaus vorkommen, zu einseitig dargestellt und durch geschickte Auslassung und fehlende Differenzierung bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Propaganda eben.