In der Berichterstattung über den DNC, den großen Präsidentschaftskandidatenkrönungsparteitag der Demokraten in den USA, wurde ein offenbar wichtiges Detail immer wieder erwähnt: während Content Creators und Influencer, also alles was auf YouTube und TikTok und Instagram (und vielleicht auch noch einer auf Facebook) rumspringt, umhegt und gepampert wurden, blieb für die “klassischen” Journalisten größtenteils nur die Holzbank.
Da fragt sich der geneigte Beobachter natürlich, was denn jetzt der Unterschied zwischen den “neuen sozialen Medien” und dem klassischen Journalismus ist. Influencer werden gerne als Fanboys beschrieben, einseitig berichtend, nicht objektiv, keinen journalistischen Standards verpflichtet. Hört sich für mich an wie genau die Art von “Haltungsjournalismus”, wie ich sie die letzten 20 Jahre in Deutschland beobachtet habe. Dass sich ausgerechnet jetzt diese Haltungsjournalisten darüber beschweren, dass andere bevorzugt werden, entbehrt nicht einer gewissen Komik.
Vielleicht müsste man generell das Wording überarbeiten. Nachdem Journalismus im eigentlichen Sinne kaum mehr existiert, könnte man einfach “Influencer in den sozialen Medien” und “Influencer bei Zeitungen” und “Influencer beim Fernsehen” und “Influencer beim Rundfunk” sagen. Nicht, dass aus Versehen jemand mit dem Wort “Journalist” Hoffnungen auf neutrale, objektive Berichterstattung verbindet.